Mittwoch, 26. September 2012

Heulst du noch oder hilfst du schon?

So langsam wirds ernst: Die Anmeldungen für unsere Lehrerfortbildungen werden immer mehr, meine Packliste wird immer länger (von leer zu Socken, Unterhosen und Sonnenschutz), die Themen für die Fortbildungen werden immer konkreter und Wilfred probiert auch schon vegane Alternativen der liberischen Nationalgerichte.

Damit wird es auch langsam mal Zeit, nicht nur über Weltpolitik, Gutmenschen und den bösen Kapitalismus zu philosophieren, sondern auch mal bisschen was über die Pläne für Liberia zu erzählen. Ich muss Sonntagmorgen schrecklich früh aufstehen und fliege dann von Frankfurt über Brüssel nach Monrovia. Montag und Dienstag müssen wir noch die ganze Bürokratie erledigen, Raummieten bezahlen, mir ne Simkarte besorgen, Material für die Fortbildungen kaufen und die Satzung für Wilfreds „Helping Hands Network" überarbeiten. Mittwoch treffen wir uns dann mit den Rektoren der High Schools, um mit denen die Inhalte zu diskutieren und entsprechend anzupassen. Ab Donnerstag geht es dann endlich los: Während der Woche werden wir nur nachmittags unterrichten können und am Wochenende nutzen wir auch den Vormittag. Ich will noch nicht zu viel über Struktur und Inhalte verraten, denn zum einen gäbe es ja dann nichts mehr zu erzählen und vielleicht ließt ja auch schon ein Lehrer mit, dem ich dann die Überraschung nehmen würde.

Ansonsten möchte ich noch eine revolutionäre These aufstellen: Menschen in Lehrberufen sollten weniger Gehalt bekommen! Man sollte nicht des Geldes wegen als Lehrer oder Dozent arbeiten, sondern weil es einem Spaß macht, weil man gerne Wissen vermittelt und weil es Lohn genug ist zu sehen, wie deine Schüler oder Studenten das erworbene Wissen selbst nutzen können.
Gerade in den letzten Tagen hatte ich mit so vielen Menschen zu tun, die diesen letzten Satz wohl nicht nachvollziehen können und darunter leidet die Lehre, wenn ein Lehrer nicht der Lehre wegen lehrt. Wie war das noch gleich mit der entfremdeten Arbeit bei Marx: „Die Arbeitstätigkeit befriedigt keine Bedürfnisse des Arbeiters, sie dient nur als Mittel, um Bedürfnisse außer ihr zu befriedigen...“ Man erklärt seinen Informatikstudenten den Heron-Algorithmus also nicht, weil man dies für sinnvoll hält, sondern weil man das neue IPhone braucht.
Ich bin mir zwar nicht sicher, ob es nach Umsetzung meines Vorschlags noch genug Menschen gibt, die dann in Lehrberufen arbeiten wollen, aber das Problem gehen wir als nächstes an ;-)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen