Mittwoch, 13. Oktober 2010

Hilfe zur Selbsthilfe

Während meiner Zeit in Ghana haben mich viele Leute nach Geld oder Hilfe gefragt und man will natürlich am liebsten allen auf einmal helfen, aber hat natürlich nicht die Mittel und Zeit dazu. Michael Ballack zu grüßen wird sowieso schwer werden und ich glaube auch nicht, dass ich ein junges, blondes, deutsches Mädchen für einen 40 jährigen ghanaischen Lehrer finden werde, aber es gibt einige andere Projekte, die ich für sinnvoll halte und euch deshalb vorstellen will.
Ich finde es ja selbst nicht gut Geld zu spenden und vergleiche das ja auch zu gerne mit dem Ablasshandel. Ich möchte auch nicht, dass sich jemand von euch genötigt fühlt, Geld zu spenden und wenn ihr euch dazu entscheidet, dann tut es bitte nicht nur, um euer Gewissen zu beruhigen, sondern tut es, weil ihr aus tiefster innerer Überzeugung helfen wollt. Man könnte jetzt hier eine philosophische Diskussion anfangen, aber ich glaube es reicht, wenn ihr euch selbst eure Gedanken zu dem Thema macht und dann zu einer Entscheidung kommt.

Falls ihr selbst als Entwicklungshelfer nach Ghana (oder bald auch Liberia) wollt, um den Menschen vor Ort zu helfen, dann könnt ihr euch auf folgender Internseite informieren: Population Caring Organization
Dort findet ihr auch alle Informationen über die Projekte und wie ihr euch bewerben könnt.

Vielleicht ist euch auch schon aufgefallen, dass es mittlerweile Werbung auf meinem Blog gibt. Ich weiß zwar selbst nicht genau, wie viel Geld man damit verdient, aber ich will das Geld dieser Werbeeinnahmen an PCO spenden. Natürlich darf ich euch als Leser nicht auffordern, direkt auf diese Anzeigen zu klicken, aber ich darf euch erklären, wie das funktioniert: Immer wenn jemand meinen Blog besucht und diese Anzeigen sieht, bekomme ich imaginär einen winzig kleinen Betrag gutgeschrieben und wenn jemand sogar auf die Anzeigen klickt (mir selbst ist das vertraglich verboten), bekomme ich einen größeren, aber immer noch winzigen Betrag gutgeschrieben. Falls sich diese winzigkleinen Beträge dann irgendwann zu 70 Euro (epsilon * n = 70; n = ?) summieren, bekomme ich das Geld ausgezahlt.

Die Mütter nähen ja selbst Textilien und verkaufen diese auch. Falls ihr also ein Kleid, eine Hose, eine Tasche oder ähnliches wollt, dann könnt ihr mal auf diese Website schauen: Mothers Skills Training Center
Dort findet ihr auch ein Formular zur Bestellung, wobei ihr das auch gerne über mich machen könnt. Mir haben die Mütter eine kurze Hose genäht und die ist wirklich super!

Das nächste große und wirklich tolle Projekt geht von Mr. Bah aus. Sie haben festgestellt, dass sich die wenigsten Schüler eigene Hefte kaufen können und wenn, dann haben sie nur ein Heft für alle Fächer und Hausaufgaben. Viel besser wäre es, wenn alle Schüler ihre Hefte von der Schule bekämen und zwar ein Heft je Fach. Das würde die Effizienz des Unterrichts steigern und die Eltern müssen ihr weniges Geld nicht für Schulhefte ausgeben. Ihr findet hier gleich die Projektbeschreibung dazu und wenn ihr mehr darüber wissen wollt, oder wenn ihr Geld spenden wollt, dann könnt ihr euch gerne an mich wenden, weil ich bisher selbst noch keine Bankverbindung dazu habe.

Außerdem habe ich von dem Rektor einer anderen Schule eine Liste bekommen mit Materialien, die sie für den Schulalltag brauchen, um den Kindern kostenlose Bildung zu ermöglichen. Die Kontaktdaten stehen sogar direkt mit dabei:


Ich habe den Menschen in Ghana versprochen, diese Inforationen mit euch zu teilen und jetzt könnt ihr entscheiden, ob ihr auch helfen wollt.

Montag, 11. Oktober 2010

Entwicklungshilfe?!

Ich habe euch ja noch eine Zusammenfassung versprochen und nach 10 Tagen zurück in Deutschland wird es auch langsam mal Zeit dafür.

Vor 3 Monaten war ich mir ja selbst nicht sicher, ob diese Freiwilligenarbeit sinnvoll werden wird und ob man als einzelner Mensch überhaupt was verändern kann. Aber natürlich habe ich gehofft, dass es zwei tolle Monate werden und jetzt kann ich sagen, dass es zwei tolle Monate waren:

Zum einen muss ich sagen, dass es für mich eine einzigartige Erfahrung war, ich viele nette Menschen getroffen habe, ich eine neue Kultur kennen lernen durfte, ich mein Englisch verbessert habe und ich schließlich gemerkt habe, wie gut es uns in Europa geht! Ich kann es also nur jedem von euch empfehlen, auch mal ein paar Wochen oder Monate im Ausland zu verbringen und macht bitte keinen Pauschalurlaub, denn die besten Erfahrungen macht man, wenn man direkt mit den Leuten zusammen wohnt, isst, arbeitet und Party macht.

Aber zum anderen glaube ich, dass nicht nur ich davon profitiert habe, sondern dass auch das Ausrufezeichen im Post Titel gerechtfertigt ist! Ich habe die Kinder in der Schule unterrichtet, den Müttern Rechnen beigebracht und zwei Lehrerfortbildungen organisiert. Natürlich ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber (auch auf die Gefahr hin, dass ich dieses Sprichwort schon mal missbraucht habe) stet'ger Tropfen höhlt auch heiße Steine. Außerdem geht es nicht nur darum Wissen zu vermitteln, sondern auch den Menschen Hoffnung zu machen und ihnen zu zeigen, dass man sich um sie kümmert. Vor allem bei den Lehrerfortbildungen habe ich gemerkt, dass es manchen Lehrern einfach an Motivation fehlt und wenn man ihnen dann von interessanten Themen erzählt und sie selbst Bücher darüber lesen, merkt man, dass die Arbeit wirklich nachhaltig ist. Die 70 Kinder in der Schule, die 120 Lehrer im Workshop und die 10 Mütter im Mother Center sind natürlich nur ein (sehr!) kleiner Prozentsatz der hilfebedürftigen Bevölkerung in der 3. Welt, aber ich glaube, dass ich das beste aus den 2 Monaten gemacht habe und auch das Feedback der Lehrer, Mütter und Kinder hat mir das bestätigt.

Beim Durchlesen klingt das etwas selbstverliebt, aber vielleicht muss man das nach diesen 2 Monaten ja auch sein. Mir haben die zwei Monate auf jeden Fall viel Spaß gemacht und ich glaube auch, dass man Entwicklungshilfe am besten in solchen kleinen Projekten machen kann! Jeder von euch! Und ja, jeder einzelne kann etwas verändern, denn auch die längste Reise beginnt mit einem kleinen Schritt und im nächsten Post möchte ich euch noch ein paar Tipps und Hinweise geben, wie ihr am besten helfen könnt.

Sonntag, 3. Oktober 2010

BILD am Sonntag

Wie versprochen gibt es jetzt noch Fotos vom Handy. Die Auflösung ist besser als ich dachte, aber leider nur wenige Fotos der letzten 3 Wochen:
An der Treppe zu meinem Internetcafe - da fühlt man sich wie zu Hause.

Tilman im Zenit - man beachte den nicht vorhandenen Schatten!
Halbinsel mit Brandenburgischer Festungsruine und da hinten sieht man meinen Traumstand
Lagerfeuer am Strand
Kanufahrt durch die Mangroven
Emofotos am Traumstrand
Tilman nach Beerdigung

Freitag, 1. Oktober 2010

Lichter der Großstadt

Ich sitze im Flugzeug und wir sind gerade in Accra gestartet. Ich hatte noch ein paar schöne Tage, habe mich von allen Lehrern, Schülern, Müttern und Freunden verabschiedet, einige Geschenke bekommen und heute gab es nochmal mein Lieblingsessen: Reis mit Erdnusssoße! Die Fahrt zum Flughafen ging schneller als erwartet und so musste ich noch 5h im unterklimatisierten Flughafen warten...
Für ein Resumee der 2 Monate bin ich gerade zu müde (und der neue Robin Hood will geguckt werden...), aber wir sind gerade über Accra geflogen und da ist mir was aufgefallen:

Das erste und das letzte was ich von Ghana gesehen habe, waren die Lichter von Accra. In der ersten Nacht kam ich mit 10h Verspätung an und ich bin gerade aufgewacht, als wir wieder das Festland erreicht hatten, nachdem wir in Libreville zwischengelandet sind. Die Reklame, Häuser und Straßenbeleuchtung in Accra sieht einfach komplett anders aus, als man das von deutschen Großstädten gewöhnt ist. Vielleicht bin ich gerade einfach nur zu sentimental, aber ich finde die "Lichter der Großstadt" einen schönen Vergleich zwischen Afrika und Europa:
In Accra sahen die Lichter alle chaotisch aus, in weiten Abschnitten der Stadt gibt es gar kein Licht und die Farben der Lichter sind bunt durchmischt. Als ich das im Landeanflug zum ersten Mal gesehen habe, hat es etwas seltsam und ungewohnt gewirkt. Wenn man über deutsche Großstädte fliegt, kann man nachts die Sraßenbeleuchtung sehen, die im immergleichen Abstand die Städte erhellt und die Autos auf den Straßen, die in geordneten Bahnen durch die Städte fahren. In Accra erkennt man auch Autos, die aber scheinbar ziellos durch die Stadt fahren und manche haben einfach blaue, weiße oder gelbe Rücklichter zwischen den ganzen roten. Über Frankreich habe ich am Abend des 14. Juli sogar mal ein Feuerwerk von oben gesehen und über Accra habe ich nur ein Feuer in der Ferne gesehen, wo wahrscheinlich gerade Müll verbrannt wurde. Es hat mir bei der Ankunft ein wenig Angst gemacht, dass die Straßen kaum beleuchtet sind, aber die Menschen finden doch ihren Weg und man selbst gewöhnt sich auch schnell daran. Man kann auch gut erkennen, welche Stadtteile gerade keinen Strom haben, denn dann sieht man vor allem nichts und nur ein wenig orangenes Licht von Feuern, Kerzen und Petroliumlampen. Man kann den Verlauf der Straßen in Accra aus dem Flugzeug kaum erkennen, aber was man erkennt ist, dass es kaum gerade Straßen gibt. Die Straßen und deren Beleuchtung machen große Bögen, zickzack oder enden einfach im Dunkeln.
Als ich nun aber nach 2 Monaten wieder über Accra gefolgen bin, fande ich diese Unordnung, dieses Fremde und Chaotische der Lichter Accras nicht mehr befremdlich, sondern richtig schön! Man gewöhnt sich nicht nur daran, sondern findet die vielen bunten Lichter und deren Durcheinander richtig toll. Vielleicht ist es in Europa ordentlicher und organisierter, aber trotzdem gewöhnt man sich schnell an das Leben in Ghana und vor allem die Leute selbst sind glücklich in diesem scheinbaren Chaos.

Mir fällt auch gerade ein, dass Aufklärung auf Englisch "enlightenment" heißt, was in dem Zusammenhang doch der nächste schöne Vergleich ist - aber ich schweife ab...

Ich bin übrigens wieder gut in Ettlingen angekommen, werde jetzt erstmal Wäsche waschen, meinen Stundenplan erstellen und etwas Schlaf nachholen. In den nächsten Tagen dürft ihr dann noch ein paar Fotos erwarten.