Dienstag, 28. September 2010

VISA - die Freiheit nehm ich mir... nicht!

Erinnert ihr euch noch an die VISA Werbung von vor ca. 15 Jahren, wo eine Nonne zu spät zur Abfahrt des Klosterausflugs kommt, sich dann mit ihrer VISA Karte ein Cabrio mietet und dann total lässig und winkend am Bus mit den anderen Nonnen vorbeifährt?! Tja, das sind prägende Erlebnisse für einen 6 Jährigen und damals wollte ich dann unbedingt eine VISA Karte haben. Jetzt habe ich seit 2 Monaten eine VISA Karte und konnte damit in Ghana immer und überall problemlos und gebührenfrei Geld abheben - aber das sollte sich ändern! Es folgt nun die chronologische Zusammenfassung der letzten Tage und ihr könnte ja mal zählen, wie oft darin das Wort "VISA" vorkommt:
VISA VISA VISA - nur ein Test...

Freitagmorgen war ich in der Schule und habe Mathe unterrichtet. Danach... ne ich muss weiter ausholen: Wir haben ja hier das Mothers' Skill Training Center, wo alleinstehenden Müttern u.a. Nähen beigebracht wird. Die dort produzierten Textilien versuchen wir dann in Europa zu verkaufen und mit dem Erlös werden wiederrum die Mütter und ihre Familien unterstützt. Tamara (eine frühere Freiwillige) will mit ihrer Schule auf dem Weihnachtsmarkt Taschen und Kleidung der Mütter verkaufen. Dazu musste sie uns erstmal das Geld schicken, damit wir die Materialien einkaufen können und der einfachste und billigste Weg war über meine VISA Karte. Also hat sie mir 250 Euro überwiesen und ich bin dann Freitagmittag mit Mr. Rogers auf den Markt in Kasoa gefahren, denn freitags ist dort Markttag und da ist auch der nächste Geldautomat.
Leider konnte ich am ersten Automaten kein Geld abheben, sondern bekam die Fehlermeldung "Your issuer has declined your transaction", womit ich nicht viel anfangen konnte. Die zweite Bank hat keine VISA Karten akzeptiert, die dritte Bank hat mir die Fehlermedlung wenigstens auf einen Beleg gedruckt und die vierte Bank hatte immerhin Schalter, wo man nachfragen konnte. Die Frau war zwar ganz nett, aber konnte es auch nur auf "networkproblems" schieben und ich solle es doch den nächsten Tag nochmal versuchen. Dazu sollte man sagen, dass nur 2 Mal die Woche Markttag ist und diese Bestellung ziemlich dringend ist, denn bei einem Monat Versand ist ja schon bald Weihnachten...
Freitagabend habe ich dann versuchsweise mein "German Meal" gekocht. Ich habe meinen Leuten hier nämlich versprochen, ihnen mal was Deutsches zu kochen, werde es auch Morgen tun, aber wollte es am Freitag mal ausprobieren. Spaghetti könnte ich gut, ist aber weniger Deutsch. Seitan ist toll, aber hier gibt es kein Paniermehl. Kartoffeln sind typisch deutsch. Nach diesen Überlegungen habe ich mich dann für Gulasch mit Kartoffeln entschieden (ist zwar auch nicht typisch deutsch, aber das wissen die ja nicht und dabei konnte ich wunderbar den Seitan unterbringen). Auf jeden Fall ist Antony jetzt ein totaler Seitanfan und hat zum ersten Mal saure Gurken gegessen (Wüsste einer von euch, was "Saure Gurken" auf Englisch heißt?^^). Morgen dürfen sich also die anderen über Gulasch freuen.

Samstag bin ich nach Accra gefahren, weil ich noch einige Geschenke für meine Freunde hier und Souveniers für den ein oder anderen Leser gebraucht habe. Außerdem habe ich am Samstag bei 10 verschiedenen Banken und 20 verschiedenen Geldautomaten versucht, Geld mit meiner VISA Karte abzuheben. Es gab zwar teilweise exotischere Fehlermedlungen, aber immer noch kein Geld. Die nächste Frau in der nächsten Bank hat auch wieder das Wort "networkproblems" in den Mund genommen, was mich aber nicht sonderlich beruhigt hat. Ich habe dann meine Shopping Tour auch etwas eingeschränkt, weil ich ja nicht wusste, wie lange mein Geld noch reichen muss.
Samstagabend kam mich dann Jonathan besuchen, den ihr schon kennen solltet, weil er mir dieses tolle Leuchtphänomen am Strand gezeigt hat. Jonathan hat Politikwissenschaften studiert und seine Bachelorarbeit über die Situation von Flüchtlingen geschrieben, weshalb er es total spannend fande, als ich von meiner Arbeit hier erzählt habe.

Am Sonntag sind wir dann erst in die Kirche gegangen und nachmittags hat uns Wilfred das Flüchtlingslager gezeigt. Selbst ich fande es nach 2 Monaten noch interessant und Jonathan hat sich offensichtlich auch über diese Möglichkeit gefreut, sich mit so vielen Flüchtlingen zu unterhalten.
Sonntagabend hatten wir dann ein wichtiges Treffen, bei dem wir entschieden haben, welche Lehrer wir nach den Bewerbungsgesprächen nehmen wollen. Zumindest war das der eigentliche Grund des Treffens, aber es gab noch viele andere Probleme zu lösen... Bei den Lehrern haben wir uns erstmal darauf geeinigt, dass wir alle Bewerber einen Monat auf Probe einstellen und uns danach endgültig entscheiden.

Montagvormittag habe ich dann Jonathan mit in die Schule genommen und wir haben uns mal alle Klassen angeguckt, ein paar Fotos gemacht und der arme Jonathan musste sich in jeder Klasse vorstellen. Das war übrigens mal wieder ein sehr organisierter Tag in der Schule und der Besuch war somit nicht nur eine tolle Erfahrung für Jonathan, sondern auch ein Ansporn für die Schule (und eine gute Möglichkeit für mich, mein Deutsch mal wieder zu trainieren).
Danach haben wir Mr. Bah besucht, von dem ich Jonathan (und euch?!) schon viel erzählt hatte. Es macht wirklich Spaß, Mr. Bah zuzuhören und er kann wirklich gut erklären. Jonathan war auch beeindruckt, den ehemaligen Bildungsminister von Liberia zu treffen und wir fanden es beide richtig toll, als wir dann eine eineinhalbstündige Geschichtsstunde von Mr. Bah über die Gründung und Entwicklung von Liberia bekommen haben.
Nach einigen weiteren Besuchen und Treffen mit verschiedenen Leuten habe ich Jonathan nach Kasoa gebracht, wo er einen Bus zurück nach Cape Coast gefunden hat und ich mich nochmals mit den Geldautomaten rumgeärgert habe: Von den 3 Automaten, die eigentlich meine VISA Karte akzeptieren, wollte mir keiner Geld und nur einer eine gedruckte Fehlermedlung geben. Also viertägige "networkproblems"?! Das hat mich dann schon etwas angepisst, zumal ich echt nur noch 50 Cedi habe und den Lehrern und Kindern in der Schule am letzten Tag eigentlich ein gemeinsames Essen versprochen habe (was ca. 40 Cedi kostet...). Ich bin dann also schnell ins nächste Internetcafe gegangen und habe der DKB das Leid mit meiner VISA Karte geklagt. Die erste Antwort kam schnell, war aber total doof, denn ich sollte die 4 letzten Stellen meiner VISA Karte, Ort, Datum, Betrag, Uhrzeit und Name des Kreditinstituts angeben - was bei ca. 30 Versuchen etwas schwierig ist. Die zweite Antwort kam genau so schnell und dafür haben die keine einzige dieser vorherigen Angaben, sondern nur meinen Namen gebraucht: Meine Kreditkarte ist gesperrt!

Heute war ich morgens in der Schule und war wieder überrascht, wie organisert es zuging! Es waren genug Lehrer da, die Kindern waren in ihren Klassen und hatten sogar teilweise Hefte dabei - unglaublich! Wir hatten auch einen neuen Lehrer da, der sich noch nachträglich beworben hat und der Rektor hat mich gebeten, mich in seinen Unterricht zu setzen. Daran könnte ich mich wirklich gewöhnen, Lehrer beim Unterrichten zu beobachten, ihnen Tipps und Verbesserungsvorschläge für den Unterricht zu geben und danach einen kleinen Report an den Rektor zu schreiben.
Danach hatten wir ein Meeting mit Mr. Bah und da Wilfred mal wieder zu spät kam, haben wir erst ne knappe Stunde über effektive Entwicklungshilfe diskutiert und waren uns dann einig, dass Bildung der Schlüssel zu einer besseren, gerechteren Welt ist (wobei das Matteo und ich ja schon vor 3 Jahren festgestellt haben)!
Mittags habe ich mich dann wieder mit den VISA Karten Heinis bei DKB rumgeärgert! Ich habe ihnen schon geschrieben, dass ich zur Zeit in Ghana bin und bis Morgen unbedingt nochmal Geld abheben muss. Ihre Antwort per Mail war dann, dass sie mich telefonisch (auf meiner deutschen Handynummer) nicht erreichen konnten und sie mir deshalb einen Brief (an meine deutsche Adresse!) geschickt haben - Alter! Irgendwie kapieren die das Problem nicht und ich kann von hier leider auch nicht der ihre teure Servicenummer anrufen. Außerdem weiß ich immer noch nicht, wieso meine Karte überhaupt gesperrt wurde und werde ihnen einen Hass- oder gar Drohbrief schreiben, wenn die das nicht auf die Reihe bekommen!
Bisher haben sie sich nicht nochmal gemeldet und meine Sparkassen EC Karte will auch niemand akzeptieren und ich glaube auch nicht mehr, dass das noch was wird...



Es war übrigens ein Fehler, auf Yannik zu hören und die Posts so schrecklich kurz zu verfassen, denn es gibt noch so viele Dinge, von denen ich euch noch gar nicht ezählt habe, zum Beispiel:
  • Das Tro-Tro mit der schweizer Mautplakette von 1972
  • Der Sternenhimmel über Ghana (Ich habe eigentlich klare, dunkle Nächte erwartet, aber die Milchstraße nur einmal während eines Stromausfalls gesehen. Dafür habe ich aber in den ersten Augusttagen das Kreuz des Südens sehen können!)
  • Das Lagerfeuer am Strand
  • der Gecko in meinem Handtuch (und heute hinter meinem Kulturbeutel)
  • Der Chef des "Neighbourhood Watch Teams", der 2008 und 2009 Schauspieler des Jahres in Liberia war
  • Der Tag, an dem ich 3 Mal auf Hitler angesprochen wurde (und sont nie, wobei man als deutscher im europäischen Ausland ja ständig auf Adolf angesprochen wird)
  • Die Brandenburg'sche Festung
  • Mr. Bahs Report an die ghanaische Regierung
  • ... 

Das war zwar mein letzter Post aus Afrika, aber sicher nicht der letzte Post in diesem Blog (klingt wie ne Drohung...), denn es gibt ja noch zwei Tage und eine Rückreise zu erleben. Außerdem habe ich noch einige Handyfotos, die ich erst zu Hause digitalisieren kann. Aber trotzdem schon mal vielen Dank für das Interesse, die vielen (teilweise sinnvollen) Kommentare und das tolle Feedback.

Donnerstag, 23. September 2010

Da warens nur noch 7...

Mal wieder gelingt es mir, mit meinem Titel den Nagel auf den Punkt zu bringen! Die offensichtliche Bedeutung des Titels liegt darin, dass ich in genau 7 Tagen durch die Sicherheitskontrolle am Flughafen gehe und mir die Kokosnüsse im Handgepäck abgenommen werden, weil die Kokosmilch darin nicht in einem durchsichtigen Plastikbeutel verpackt ist... So oder so ähnlich, aber meine letzte Woche ist angebrochen und es ist wirklich komisch, denn während die Zeit am Anfang manchmal sehr langsam vergangen ist, vergehen die Tage jetzt so schnell und es gibt noch so vieles zu tun, noch so viele Leute zu treffen und noch so viele Dinge einzukaufen.

Um euch die andere Bedeutung des Titels zu erklären, muss ich etwas weiter ausholen:
Ein großes Problem unserer Schule ist, dass wir die Lehrer nicht regelmäßig bezahlen können, weil die Einnahmen einer kleinen NGO nunmal sehr unregelmäßig sind. Das ist aber ein Problem für beide Seiten, denn die Lehrer verlieren das Vertrauen in die Organisation und arbeiten natürlich nicht so motiviert, wenn sie seit 3 Monaten kein Gehalt mehr bekommen haben, was wiederrum ein Problem für PCO ist. Deshalb hat sich die Organisation dazu entschieden, dass wir die Zahl der Lehrer von 10 auf 7 reduzieren. Wir haben also alle Lehrer unsere Schule (und von außerhalb) aufgefordert sich nochmals zu bewerben und wir haben in den letzten beiden Tagen Bewerbungsgespräche durchgeführt.
Wir haben die Bewerbungsgespräche auch gut vorbereitet, wichtige Fragen aufgeschrieben, einen Bewertungsbogen erarbeitet und die Lehrer eingeladen. Ich habe mich da richtig drauf gefreut, weil man dann mal auf der anderen Seite des Bewerbungsgesprächs sitzt und ich habe auch ein nicht kleines Mitspracherecht (vor allem was die fachlichen Qualifikationen angeht). Wir haben letztendlich 8 Bewerbungen erhalten und da wurde mir so langsam klar, dass das für einen Lehrer schlecht ausgeht.
Die Bewerbungsschreiben selbst waren haarsträubend! Wir haben darum gebeten, die Bewerbungen mit PC zu schreiben und haben 8 handgeschriebene Bewerbungen erhalten. Es gab darin so offensichtliche Rechtschreibfehler, dass diese sogar meinem englischen Sprachgefühl geschmerzt haben. Einige Bewerbungen waren auf Doppelseiten geschrieben, die vorher aus einem Heft rausgerissen wurden. Auf 3 Bewerbungen stand nicht mal der Name oder Kontakt des Bewerbers und von Form und Aufbau müssen wir erst gar nicht reden. Ich kann ja auch keine guten Bewerbungen schreiben und hatte in meiner Bewerbung bei SAP sogar einen Rechtschreibfehler ("Heidleberg"), aber das hier ist noch um einiges schlimmer.
Die Bewerbungsgespräche selbst waren interessant, weil die Lehrer dann eben von ihrer Ausbildung erzählt haben und viele durch den Krieg in Liberia vertrieben wurden bzw. ihre Ausbildung abbrechen mussten. Eine Lehrerin hat dann erzählt, dass sie im Bürgerkrieg ihren Mann verloren hat, mit ihren 5 Kindern ins Flüchtlingslager gekommen ist und jetzt als Lehrerin arbeiten will, um etwas Geld für ihre Kinder zu verdienen. Solche persönlichen Schicksale gibt es hier viele und dabei wurde mir dann so richtig klar, dass es unmöglich werden wird, sich für sieben und gegen einen Lehrer zu entscheiden. "Geld verdienen" ist halt die schlechteste Motivation um einen Lehrer einzustelen, aber vor dem persönlichen Hintergrund ist das wirklich schwer. Mein Gewissen beruhigt zur Zeit nur, dass die letztendliche Entscheidung nicht bei mir liegt und auch noch nicht gefallen ist. Außerdem weiß ich jetzt, dass ich später niemals einen Beruf mit solchen Personalentscheidungen haben möchte, weil sich die wirtschaftlichen Interessen des "Unternehmens" meistens nicht mit den Hoffnungen der Bewerber vereinbaren lassen.
Ansonsten noch einige Antworten aus den Bewerbungsgesprächen: Einer der Geschichtslehrer dachte, dass der 2. Weltkrieg im 19. Jhdt war (und ihm war klar, dass das 1800irgendwas bedeutet). Ein Religionslehrer sollte Parallelen zwischen Christentum und Islam ziehen und hat dann gesagt, dass Jesus im Islam Mohamed genannt wird. Ein Englischlehrer hat noch nie was vom Futur gehört und konnte entsprechend auch nicht den Unterschied zwischen going-to-future und will-future erklären. Ein Mathelehrer hat behauptet, dass Pi genau 3 ist...

Jetzt ist der Post schon wieder so lang, aber eine Geschichte verkraftet ihr noch:
Auf dem Weg zur Schule ist mir am Mittwoch eine feiernde Gemeinde von so ca. 50 Leuten entgegen gekommen. Sie hatten ein Bild von einem jungen Mädchen dabei und ich dachte zuerst, es sei ein Geburtstag oder eine Art ghanaisch/liberianischer Junggesellenabschied, zumal es von der Ausgelassenheit und Kontaktscheue sehr an einen Heidelberger Junggesellenabschied erinnert hat: Die Leute sind singend durch das Camp gelaufen, haben mit Passanten getanzt (auch mit mir) und vor allen Dingen hatten sie blaue Farbe dabei. Sie selbst waren schon überall blau und ich war natürlich ein tolles Opfer zum Anmalen... Das war ja eingeltich ganz witzig, aber ich war leider gerade auf dem Weg zu den Vorstellungsgesprächen und musste mich davor erst nochmal waschen. Als ich so blau durch das Camp gelaufen bin, haben mich natürlich viele Leute darauf angesprochen und eine Bekannte hat mir dann erklärt, dass das eine Beerdigung war! Das fande ich dann wirklich komisch, weil ich halt nur europäische Beerdigungen kenne und sich bei dieser Party wirklich jeder gefreut hat und gut gelaunt war. Vielleicht ist das ihre Art mit dem Schmerz umzugehen oder vielleicht ist das ihre Art der Verstorbenen Respekt zu zollen, aber auf jeden Fall gehören solche Beerdigungen (wie ich später erfahren habe) zu deren Kultur und laufen immer so ab. Also bei meiner Beerdigung bitte traurig sein, "Imagine" von John Lennon spielen und bloß keine blaue Farbe!

Das Wochenende über werde ich beschäftigt sein und nicht zum Bloggen kommen, aber nächste Woche gibt es dann noch einen Post aus Afrika - versprochen.

Dienstag, 21. September 2010

Urlaub vom Urlaub

Blogbanausen beschweren sich über die Länge meiner Posts. Eigentlich könnte mir das ja egal sein, aber heute brauche ich das Chemiewissen eines Kritikers (s.u.) und will mein Wochenende deshalb so kurz wie möglich fassen:
  • Freitagmorgen auf den Weg gemacht und mit 4h für 200km Luftlinie gerechnet.
  • Nach 9h bin ich in der Green Turtle Lodge angekommen.
  • Letzte 15km über eine Straße gefahren, die den Namen nicht verdient: Buckelpiste mit riesigen Schlaglöchern, Schlammpfützen und teils richtig steil. Mein Taxi war ein Opel Corsa und auch die wenigen anderen Autos dort waren nicht für diese „Straße“ geeignet (und in Europa fahren wir mit benzinfressenden, allradbetriebenen Geländewägen auf den schönsten Straßen unsere Kinder zur Schule...).
  • Viele Backpacker und Entwicklungshelfer kennen gelernt und ca. 15 der 50 Gäste waren Deutsche.
  • Langer Abend (2:30h was für Ghana verdammt spät ist!) mit viel frisch gepresstem Fruchtsaft und netten Leuten.
  • Jonathan hat mir ein tolles Phänomen am nächtlichen Strand gezeigt: Wenn man die oberste Schicht des nassen Sandes weg schiebt, sieht man darunter für kurze Zeit bestimmte Sandkörner leuchten. Es ist ein kaltes Leuchten wie LEDs aber trotzdem schön, weil es einfach hunderte kleine Sandkörner sind. Kann mir das mal ein Chemiker (oder Chemieingenieur) erklären?!
  • Am Morgen von Gecko geweckt, dessen Laute sich angehört haben wie ein Frosch der versucht zu miauen.
  • Vormittags Regen.
  • Mittags kam die Sonne raus und wir lagen alle am Strand.
  • Die Green Turtle Lodge liegt direkt am Meer und hat einen traumhaften, langen, palmengesäumten Sandstrand und warmes, klares Wasser. Man kann jedoch nicht schwimmen, sondern atlantiktypisch nur gegen die Wellen ankämpfen.
  • Nachmittag mit bodyboarden, sonnen und Kokosnüsse essen/trinken verbracht.
  • Ich war nicht der einzige, der die Sonne unterschätzt und trotz 30er Sonnencreme einen Sonnenbrand hatte. Vor allem habe ich meine Handrücken schlichtweg vergessen...
  • Langer Abendspaziergang alleine am Strand während dem ich über Gott und die Welt nachgedacht habe. Dabei habe ich mich dazu entschieden, nicht nochmal alleine um die Welt zu reisen, denn obwohl es eine tolle Erfahrung ist und viel Spaß macht, hat Hirschhausen doch recht: Das einzige das mehr wird, wenn man es teilt, ist Glück!
  • Ich muss Douglas Adams Recht geben, dass das wichtigste Utensil auf jeder Reise (egal ob intergalaktisch oder interghanaisch) ein Handtuch ist! Man kann sich am Strand drauf legen, sich damit abtrocknen, es als Kopfkissenersatz benutzen, beim Umziehen im Gemeinschaftszimmer wichtige Körperteile damit bedecken und sich vor allem darin einwickeln, wenn man keinen Pulli dabei hat, obwohl der Wind am Abend ganz schön kalt ist.
  • Langer Samstagabend mit vielen neuen Bekanntschaften.
  • Sonntagmorgen 6:15 aufstehen, um mit dem Kanu durch die Mangroven zu fahren bzw. gefahren zu werden. Schöne Pflanzen und viele Tiere (Krabben, Affen, Tukane, Enten(!), Kormorane,...) gesehen.
  • Tag am Strand verbracht aber diesmal im Schatten.
  • Green Turtle Lodge hat sich geleert, weil viele nur übers Wochenende da waren.
  • Habe Finnen kennen gelernt, der mich vom Aussehen an Jannick erinnert hat und mit dem man ähnlich gut über Politik (und Terry Pratchett) diskutieren konnte.
  • Wieder langer Abendspaziergang alleine am Strand.
  • Hatte nachts das 8er Zimmer für mich alleine und habe das auch ausgiebig genutzt.
  • Montagmorgen um 7:30 von Sonne geweckt worden und am menschenleeren Strand erstmal im Atlantik gebadet.
  • Frühstück gegessen und der Besitzer hat mich dann im Geländewagen in die nächste Stadt mitgenommen.
  • Im Luxusbus (für ghanaische Verhältnisse) zurück ins Flüchtlingslager gefahren. Mussten erstmal 2h warten, bis der Bus voll war und auf der Fahrt wurde ich von einem richtig schlechten ghanaischen Film in Endlosschleife gefoltert!
Die letzten Tage wird mir nicht langweilig werden, weil es noch viel zu tun gibt, ich mich noch mit vielen Leuten treffen will, nach Accra muss um Geschenke und Souvenirs zu kaufen und ich auch noch deutsch Kochen wollte...

Mittwoch, 15. September 2010

Regenwald - diesmal mit Regen

Heute gibt es mal wieder einen längeren Post, denn zum einen waren die beiden letzten Beiträge etwas kurz und zum anderen komme ich erst wieder nächste Woche dazu, einen weiteren Post zu schreiben.

Letzten Freitag wollte ich unbedingt noch ins Internet, weil mein Papa mindestens alle 3 Tage einen neuen Post von mir erwartet und sich sonst Sorgen macht - und das ist auch gut so. Das gute, schnelle Internet ist aber auf dem halben Weg nach Accra, wobei ich auf dem Hinweg noch gut in der Zeit war. Auf dem Rückweg wurde ich aber von einem muslimischen Volksfest (jemand hat mir auch den Namen gesagt, aber ich kann mir so was ja nie merken) aufgehalten, weil sie in Kasoa die gesamte Straße blockiert haben und ich dann zu Fuß weiter laufen musste. Ich bin also so schnell wie möglich nach Hause, habe meine Sachen fürs Wochenende gepackt und bin dann wieder nach Kasoa gefahren, weil ich von da einen Bus nach Cape Coast nehmen wollte. Leider war das ein längeres muslimisches Volksfest und hat auch den halben Busverkehr lahm gelegt. Somit kam es, dass ich 4h später als geplant nach Cape Coast losgehfahren bin und alles nur wegen diesen Muslimen. Wird echt mal Zeit, dass jemand ein paar Korane verbrennt, um den Muselmännern zu zeigen, dass es so nicht geht!

Die verspätete Fahrt nach Cape Coast hatte aber einen Vorteil, denn ich habe auf der Fahrt den wunderschönen Sonnenuntergang gesehen. Also wirklich wie man sich so nen Sonnenuntergang vorstellt: Ein paar Schleierwolken, eine feuerrote Sonne, ein paar Felsen in der Ferne, viele Schatten von großen, majestätischen Palmen und die Sonne ist dann senkrecht im Westen verschwunden. Leider hatte die (verspätete) Fahrt nach Cape Coast aber auch zwei Nachteile. Zum einen habe ich mal wieder so nen Bus erwischt, wo der Sitzreihenabstand kleiner als mein Oberschenkelknochen ist (die Fahrt dauert ca. 2h!) und zum anderen kam ich natürlich im Dunkeln an und hatte noch kein Hotel! Ich war zwar schon mal in Cape Coast, aber trotzdem neigt man alleine im Dunkel in einer fremden Stadt dazu, das erste Hotel zu nehmen. Zum Glück war dieses erste Hotel die "Prospect Lodge", die auch im Reiseführer gut bewertet wurde. Leider gab es dort aber nur noch die teuersten Zimmer, welches ich dann auch genommen habe. Ich hatte zwar Fernseher, Kühlschrank, Klimaanlage, WC und ne Dusche mit fließendem Wasser in meinem Zimmer, aber dafür einen leeren Geldbeutel. Also musste ich noch was zu Essen und einen Geldautomaten finden und habe mich auch gleich auf die Suche nach beidem gemacht.
Wenn man als Weißer durch eine touristische, afrikanische Stadt läuft, bleibt man aber nicht lange alleine. Wenn man Glück hat, trifft man nette Bekanntschaften und wenn man Pech hat, muss man am Ende überteuerte Souvenirs kaufen. Ich hatte Glück und habe Daniel getroffen, einen 23jährigen Ghanaer, der meinen suchenden Blick erkannt und mich zum nächsten Geldautomat gebracht hat. Das war mir am Anfang natürlich etwas suspekt, aber als er beim Abheben höflich Abstand gehalten hat, war er mir noch sympathischer als er mir sowieso schon war. Es war wirklich toll, weil er mir dann die schönen Plätze in Cape Coast gezeigt hat und wir haben zusammen leckeren "Fried Rice" gegessen. Als ich ihm erzählt habe, dass ich Samstag den Kakum National Park besuchen will, war es wie mit Michael und Del in Koforidua und er wollte natürlich gleich mitkommen. Ich wusste, dass der Eintritt dort sehr teuer sein wird, aber ich war natürlich trotzdem froh über so eine nette Reisebegleitung. Abends sind wir dann noch ans Meer gegangen und das ist ein wirklich eindrucksvolles Erlebnis, wenn man nur die Brandung hört, die gegen die steilen Felsen schlägt und einzelne Schiffe am Horizont leuchten sieht.

Eigentlich schade, dass ich mein Luxushotelzimmer nur zum Schlafen benutzt habe (und ich habe mich nach dem Duschen im Bett gewälzt, weil ich kein Handtuch hatte!), aber am nächsten Morgen bin ich schon um 7Uhr aufgestanden. Frühstück war wenigstens mit dabei und es gab Weißbrot mit Schwartau Extra Himbeer - sehr lecker! Um 8 Uhr hat mich dann Daniel abgeholt und er hat mir sogar ein Geschenk mitgebracht: So eine schöne, große, exotische Muschel, die gerade so bunt ist, dass es noch nicht kitschig ist. Leider stinkt die unglaublich nach Meer und selbst meine Socken (in welche ich sie in der zweiten Nacht eingepackt habe) konnten diesen Geruch nicht übertönen.
Ich habe mich letzte Woche natürlich über das Wetter in Cape Coast informiert und es sollte ein sonniges Wochenende ohne Regen werden. Entsprechend habe ich Sonnencreme eingepackt und meine Regenjacke zu Hause gelassen... Am Morgen war es nur etwas bewölkt, wie es immer bewölkt ist, aber das sollte sich noch ändern.
Der Nationalpark war ca. 30 Minuten von Cape Coast entfernt und ist berühmt für den "Canopy Walkway". Das sind mehrere Hängebrücken, die hoch in den Bäumen gespannt sind und von wo man sich dann den Regenwald angucken kann. Aber davor mussten wir erstmal Eintritt zahlen und zwar (umgerechnet) 50 Cent Eintritt (eher eine Art Wegzoll, dergestalt dass man da durch durfte^^), um erstmal zu dem Hauptgebäude zu kommen. Dort konnte man dann die unterschiedlichen Touren buchen. Entweder Hängebrücken oder Waldführung mit Guide oder beides. Wir haben beides genommen, was dann knapp 30 Euro gekostet hat und für afrikanische Verhältnisse und das dort Gebotene viel zu hoch ist! Ich habe ja erwartet, dass man dann selber durch den Wald spazieren kann oder von diesen Hängebrücken in aller Ruhe Tiere beobachten kann, aber das genaue Gegenteil war der Fall: In einer großen Gruppe von knapp 100 Touristen wurden wir in den Wald gebracht und durften dann über diese Hängebrücken hetzen. Wir haben das beste draus und vor allem viele Fotos gemacht, aber Tiere hat man keine gesehen und es war auch schade, dass sie unbedingt den Superlativ des höchsten Canopy Walkway haben wollten, denn somit war man über dem Blätterdach und hat halt nur grün gesehen. Das war ja auch ganz schön und in der Ferne hat man imposante Bäume gesehen, aber für den Preis war das doch eher enttäuschend.

Canopy Walkway
ganz schön hoch!
deutscher Tourist
Daniel und ich

Daniel hatte übrigens Höhenangst, aber wollte das aus Stolz oder Höflichkeit nicht zugeben. Er ist somit von einer Plattform zur nächsten gehetzt und hat dabei die anderen Touristen vor ihm weggescheucht und ermahnt, wenn sie stehen geblieben sind - zum Glück war ich hinter ihm :-)
Ich habe ja eigentlich keine Höhenangst, aber etwas mulmig wird einem dort oben schon zu Mute, denn - auch wenn sich das jetzt wie Homo Faber anhören mag - man kann sich ja ausrechnen, was für Kräfte auf so eine Hängebrücke wirken, wenn die Trageseile fast horizontal sind. Da kann man den Cosinushyperbolicus nur erahnen und wenn man dann noch mit nem dicken Amerikaner auf der gleichen Brücke steht, hat man schon Angst um die tragenden Bäume. Nach so einem Erlebnis ist man froh, dass wir unseren TÜV haben und das deutsche Hängebrücken erstmal mit 750 dicken Amerikanischen Touristen gleichzeitig getestet werden.
Die Naturführung danach war auch eher dürftig. Wir haben zwar exotische Bäume gesehen und der Ranger hat uns einiges über deren medizinische Nutzung erklärt, aber das Geld war es trotzdem nicht wert. Das schönste (und billigste) Erlebnis war dann fast noch die Kokosnuss auf dem Weg zurück zur Straße.
lecker Kokosnuss

Eigentlich hatte ich gehofft, dass man da den ganzen Tag selber durch den Dschungel wandern kann, aber statt dessen haben wir nach 2h schon alles gesehen, was es dort zu sehen gibt. Übrigens hat es bis jetzt immer noch nicht geregnet - bis jetzt! Wir haben schon auf den Bus zurück nach Cape Coast gewartet, als ich ein Schild zum "Monkey Forest" gesehen habe, der sowieso auf unserem Rückweg liegen soll. Ohne zu wissen, was uns da erwarten wird, sind wir hingefahren und Annette hat uns dort das Tor aufgemacht. Ihr dürft jetzt raten, was für eine Nationalität Annette und ihr Ehemann haben und vielleicht hilft es auch, wenn ich sagen, dass sie sehr stolz auf den Berg auf ihrem Gelände sind. Dieses sehr freundliche holländische Ehepaar ist vor 7 Jahren ausgewandert und hat eine Auffangstation für kranke und verletzte Wildtiere eingerichtet. Leider war das Areal noch nicht ganz fertig, aber die ersten Tiere gab es schon und Annette hatte sichtlich Spaß dabei, uns die Tiere zu zeigen - und wir auch! Der Name ist etwas irreführend, denn es gab quasi alle möglichen Tiere auf dem schönen Gelände.
Affe, als ich ihm die Banane gezeigt und wieder versteckt habe
Affe, als ich die Banane geschält habe
Affe, als ich ihm die Banane gegeben habe und wenn man genau hinguckt: er lächelt!
Keine zukünftige Handtasche
eine echte Meeresschildkröte

Die Gehege sind alle an einem Berg angelegt und oben auf dem Berg gab es die Schildkröten und einen kleinen Unterstand. Der Unterstand wurde wohl nur für uns dort gebaut, denn wir sind auf diesen Berg gewandert und als wir die Schildkröten besucht haben, hat es angefangen zu regnen. Wenn es in der Regenzeit im Regenwald regnet, sollte man sich ja eigentlich nicht aufregen, aber es war wirklich ein heftiger Regenschauer mit so richtig dicken Tropfen. Das Gute dabei war, dass meine Sonnencreme die Regentropfen einfach hat abperlen lassen - nicht! Das wirklich Gute war, dass Regenschauer im Regenwald nicht lange dauern und wir nach ner halben Stunde den Berg wieder verlassen konnten. Am Ende habe ich mich noch mit einem freilaufenden Affen angefreundet - dachte ich zumindest. Ich hab mich erst neben ihn gesetzt und er kam dann sogar näher und hat sich neben mich gesetzt, aber auf einmal ist er mir auf den Rücken gesprungen, hat mir Banane in die Haare geschmiert und mein ganzes T-Shirt dreckig gemacht. Doofer Affe! Aber abgesehen von diesem manierenlosen Affen war das ein tolles Erlebnis und eigentlich interessanter als dieser Nationalpark.
Daniel und ich auf dem höchsten Berg Hollands

Der Rückweg nach Cape Coast hat sich dann etwas schwierig gestaltet, weil wir keinen Bus gefunden haben, es aber fleißig weiter geregenschauert hat. Man konnte auch nicht an der Straße entlanglaufen, weil sich die Schlaglöcher mit Wasser füllen und wenn ein Auto durch fährt, während man daneben steht, wäre der Affe noch die kleinere Sauerei gewesen. Also haben wir uns in der nächsten Stadt untergestellt und auf einen Bus gewartet und gewartet und am Ende gefunden.

Zurück in Cape Coast haben wir dann erstmal was gegessen und Daniel wollte mich unbedingt seiner Familie vorstellen. "Familie" ist hier ein sehr weitläufiger Begriff und umfasst einfach alle Menschen, die gerade im Haus sind. Also sind wir zu ihm nach Hause gegangen, ich habe mich selbst allen vorgestellt und wir haben uns dann dem Horrorfilmgucken angeschlossen. Wir saßen dann da ca. eine Stunde und haben nichts geredet. Ich finde es auch schwer, ein Gespräch anzufangen, weil wenn man sich nach Familienangehörigen erkundigt, dann ist jemand an einer schweren Krankheit oder durch einen Krieg gestorben und wenn man nach der Schulbildung der Kinder fragt, beklagen sie sich, dass sie sich die Schule nicht leisten können. Naja und alle anderen Gesprächsthemen laufen am Ende meistens auf Religion oder Auswandern nach Europa hinaus. Ich habe Daniel danach auch gesagt, dass ich die Atmosphäre etwas ungesprächig fande, aber er meinte, dass er sich das Vorstellen genau so vorgestellt hat: Ich sag meinen Namen und wir gucken zusammen nen Film an. Dann war ich wenigstens beruhigt, dass ich nichts falsch gemacht habe.
Danach sind wir noch auf einen kleinen Hügel gegangen, von wo aus man einen schönen Blick über die Stadt hatte. Ich habe ein paar Fotos gemacht und wir wollten auch ein gemeinsames Foto mit Selbstauslöser machen. Also habe ich den Foto auf nen Fenstersims gestellt 3, 2, 1... KRACH! Das war jetzt etwas dramatisiert dargestellt, aber der Foto ist runtergefallen und zwar direkt mit dem ausgefahrenen Objektiv auf den Steinboden. Spätestens jetzt muss ich Laura recht geben, dass der Foto von sehr bescheidener Qualität ist, denn er ist mir zum ersten Mal runtergefallen und ja, er ist kaputt! Das Objektiv fährt weder ganz ein noch aus, er geht nicht mehr an und diese eine Verschlussklappe bewegt sich nicht mehr. Zum Glück passiert mir das erst nach 2/3 des Urlaubs, aber womit soll ich euch denn jetzt neidisch machen?! Ich weiß selbst nicht, wie ich das finden soll, denn auf der einen Seite ist es natürlich schade, dass man an die letzten 3 Woche keine digitalen Erinnerungen mehr hat. Aber auf der anderen Seite ist es auch prima, weil man jetzt die tollen Aussichten und schönen Sonnenuntergänge still für sich genießen kann und nicht daran denken muss, möglichst viele Fotos zu machen. Wir versuchen zwar Morgen den Foto reparieren zu lassen, aber ansonsten muss ich die nächsten Blogeinträge in einer bildhafteren Sprache verfassen.
Den Abend waren wir dann noch am Strand, haben dort frisch gepressten Ananassaft getrunken und Daniel hat mir mehr als 20 Mal gesagt, dass er sich ja so unglaublich freut mich kennen gelernt zu haben und dass es göttliche Fügung war und dass er mich so vermissen wird und ich sein bester Freund bin. Später haben wir dann noch eine Freundin von Daniel getroffen, die ihn fragte wie ich heiße und er wusste nicht mal meinen Namen... Das ist aber typisch für Ghana und man muss sich daran gewöhnen, dass die Leute hier so bedeutsame Worte wie "Freund", "Liebe" oder "vermissen" viel lockerer benutzen als wir. Hier liebt grundsätzlich jeder jeden, meine Nachbarin vermisst mich, wenn ich nur 3h in der Schule bin und ich bin der beste Freund von jemandem der nicht mal meinen Namen kennt.

Sonntagmorgen gingen unsere Besichtigungen dann weiter und wir haben Fort Williams in Cape Coast besichtigt. Das ist ein kleiner Vorposten auf einem Hügel, von wo aus die Engländer sehen konnten, wenn die Spanier, Portugiesen oder Holländer mal wieder versucht haben über den Landweg die Festung einzunehmen. Auf jeden Fall hatte man von dort einen großartigen Blick über das gesamte Hinterland, aber auch auf den Strand, die eigentliche Burg und die gesamte Küste. Es war richtig schön und ich wusste dabei selbst nicht, ob ich meinen Fotoapparat vermissen sollte oder nicht. Ich habe mich dann für die egoistische Variante entschieden, den Ausblick genossen und werde euch nicht daran Teil haben lassen.
Danach sind wir noch nach Elmina gefahren, was ein Fischerdorf in der Nähe von Cape Coast ist. Da gab es auch eine große Burg (diesmal portugiesisch) und einen noch größeren Fischmarkt. Leider war es an dem Tag wirklich heiß und die Fische, Krebse, Tintenfische und Muscheln lagen einfach so in der Sonne. Dabei kann ich eigentlich nur auf den Post über die Gerüche verweisen, aber es war mal wieder eine Herausforderung für meine Nase und meinen Magen...

Das war es vom Wochenende und diese Woche gibt es viel hier im Camp zu tun, weil nächste Woche das neue Schuljahr beginnt und wir davor noch einiges zu organisieren haben - mir wird also nicht langweilig.

Nächstes Wochenende (Freitag bis Montag) werde ich nach Takoradi fahren und dort in der Nähe 4 Tage in der "Green Turtle Lodge" entspannen. Das ist angeblich ein Treffpunkt für Weltreisende und Entwicklungshelfer und da gibt es schöne, billige Bungalows direkt am feinen, weißen, palmengesäumten Sandstrand! Die netten Jungs von Deichkind würden das "Urlaub vom Urlaub" nennen und das ist es eigentlich auch, weil ich nach den 7 Wochen Arbeit hier im Camp doch etwas Entspannung brauche, bevor ich den Simon wieder mit Spaghettie bekochen muss ;-)
Für euch heißt das, dass ich mich erst Mitte nächster Woche wieder melden kann, aber eine gute Nachricht habe ich am Ende noch: Morgen komme ich mal wieder zu ner Post, kann die Karten abschicken und hoffe dass sie noch vor mir ankommen.

Montag, 13. September 2010

Über den eigenen Schatten springen

Die Astrosoftware auf meinem Laptop hat mir verraten, dass die Sonne heute Mittag in Accra im Zenit stand. Ich habe ja schon eine Sonnen- und eine Mondfinsternis erlebt, aber noch nie den Zenit der Sonne. Zu diesem besonderen Anlass habe ich ein kleines Gedicht geschrieben und der Bericht vom Wochenende folgt dann im Laufe der nächsten Tage. Die Wolken haben sich übrigens pünktlich um 11:30 verzogen - sehr freundlich von ihnen.



Ich habe es noch nie zuvor erlebt,
dies Erlebnis, das jeden Astronomen bannt,
von Wissenschaftlern kurz Zenit genannt,
wenn die Sonn' zum höchsten Punkte strebt.

Doch genau heut' auf fünf Grad Breite
war mein Schatten für kurze Zeit verschwunden
hab ihn nicht vor, nicht hinter mir gefunden
und er war nicht an meiner Seite.

Die Sonn' stand genau über mir
und dies Erlebnis sag ich dir,
werd ich so bald nicht wieder sehn.

Es passiert jeden Tag auf dieser Welt,
doch trotzdem besonders unterm Himmelszelt,
schattenlos im Zenit zu stehn.



In Gedenken an den großartigen Herrn Allerding, der uns alles über Sonette beigebracht hat und meine Gedichte immer zu schätzen wusste.

Freitag, 10. September 2010

Lehrerfortbildung, die Zweite

Heute möchte ich mal meinen faulen Lesern etwas entgegenkommen und mich ausnahmsweise kurz fassen. Das hat vor allem den Grund, dass ich heute noch nach Cape Cost will und dort ein Hotel fürs Wochenende finden muss (s.u.).

Mittwoch bis heute war unsere 2. Lehrerfortbildung und auch meine vorerst letzte, weil am Dienstag das neue Schuljahr beginnt und die Lehrer dann keine Zeit mehr haben, um ihre Vormittage mit mir zu verbringen - schade eigentlich!
Im Prinzip war der zweite Workshop wie der erste, außer dass wir diesmal nur die Math und Science Lehrer der höheren Schulen (7.-12. Klasse) eigenladen haben. Also habe ich am Mittwoch 4h Mathe gemacht, gestern 4h Physik und heute nochmal eine Stunde Zusammenfassung (und Wilfred 3h über Schulmanagement). Es hat wieder viel Spaß gemacht, zumal wir diesmal auch etwas anspruchsvollere Themen behandeln konnten: Wir haben bewiesen, dass Wurzel 2 irrational ist und die Lehrer verstehen jetzt, warum es verschiedene Jahreszeiten gibt oder wie man aus dem Venustransit die Entfernung zur Sonne berechnen kann. Aber auch wenn das Niveau diesmal höher als beim ersten Workshop war, wunder ich mich doch immer wieder über den Wissensstand der Lehrer. Einige Lehrer haben noch nie was von Pythagoras gehört und ein Lehrer kam in der Pause zu mir und hat mich gefragt, warum es in Ghana eigentlich nie schneit...
Aber am Ende der Lehrerfortbildungen ist es doch jedes Mal toll, wenn die Lehrer dann zu dir kommen und sich für das vermittelte Wissen bedanken - gern geschehen!



Außerdem war ich die Woche endlich mal am Strand, aber leider an einem verregneten Nachmittag, weshalb sich der Strandnachmittag dann auf das obligatorische Cocktail Trinken beschränkt hat.

Dieses Wochenende fahre ich nach Cape Coast und besuche dort am Samstag den "Kakum National Park". Das ist einer der größten Nationalparks (und angeblich der schönste) hier in Ghana und da gibt es jede Menge Tiere, Pflanzen und Touristen zu sehen. Das heißt aber auch, dass ich mich erst nächste Woche wieder bei meinen treuen Lesern melden kann. Dafür erwarten euch dann hoffentlich schöne Bilder aus dem Nationalpark und auch die Lyrikfreunde werden auf ihre Kosten kommen - aber abwarten :-)

Dienstag, 7. September 2010

MAKOLA



Ein Teil meiner Leser wird sich bei diesem Namen freuen, ein anderer Teil einfach nur wundern. Falls ihr nicht das Glück hattet, im Englischabi die teils viel zu langen Kurzgeschichten lesen zu dürfen, dann möchte ich das kurz erklären. In einer der Kurzgeschichten gab es einen "civilized nigger", der Geschäfte mit den Weißen gemacht hat und Sklaven gegen Elfenbein getauscht hat. Also total böse aber im Endeffekt hat er sich dieses Verhalten nur von den noch böseren Weißen abgeguckt. Makola wurde somit zum Inbegriff dieser ganzen Kurzgeschichten und ist quasi der Charakter schlechthin, der Inbegriff des Britischen Empires und unser aller Liebling im Englischabi. Warum erzähle ich das alles? Darum:

Ich bin Samstagmorgen mit Wilfred nach Accra gefahren und wir sind erstmal zur Post gegangen. Das hat auf Grund des Verkehrs ewig gedauert, war aber zum Glück erfolgreich. Das National Museum danach war dann eher enttäuschend, weil die Ausstellungsstücke weder schön noch interessant waren und die Beschreibungen dazu waren schlecht ausgedruckte Fresszettel mit unglaublich vielen Rechtschreibfehlern (und das sag ich!). Außerdem beruht die afrikanische Museumskultur wohl darauf, möglichst viele Fotos in möglichst kurzer Zeit zu machen (jetzt weiß ich, warum Blitze in unseren Museen verboten sind) um das Museum schnell wieder verlassen zu können.

Danach hat mich Wilfred zu dem zentralen Platz in Accra gebracht, wo ich vorher noch nicht war, weil man da nur schwer mit dem Taxi hinkommt. Das ist eigentlich ein riesiger Markt, aber leider steht nur an der Shopping Mall der Name. Ich habe mich schon den ganzen Tag auf dieses Foto gefreut und hier ist es:
Tilman am Makola Market

Dabei sollte man noch erwähnen, dass wir unseren Lieblingsfarbigen immer falsch ausgesprochen haben (aber bitte verratet nicht Frau Findling, dass ich sie hier indirekt kritisiere!). Wir haben Makola ja immer auf dem o betont, aber hier wird Makola auf dem ersten a betont und die Leute hier wissen ja wohl eher, wie man ihre Namen ausspricht.
Nach dem MAkola Market bin ich zu meinem Lieblingsplatz in Accra: dem Kunstmarkt. Da habe ich mich erstmal reichlich mit Souveniers eingedeckt und meine Freude am Handeln wiederentdeckt. Es ist einfach toll, wenn man den Preis um mehr als die Hälfte des erstgenannten Preises runterhandelt, sich seines Schnäppchens sicher ist und der Verkäufer sich doch noch dumm und dämlich verdient! Aber es ist wirklich komisch, weil das gleiche Erlebnis hatte ich schon mit Laura in Marakesch: Wenn man einfach nur so von Stand zu Stand schlendert und nichts Konkretes sucht, dann findet man ganz viele tolle Sachen zu niedrigen Preisen. Wenn man aber was tolles entdeckt hat, was man unbedingt haben will, dann findet man es sonst nirgendwo und selbst wenn, dann ist es einfach unverschämt teuer.

Am Ende ging es noch nach Osu, was so ziemlich das modernste Viertel in Accra ist. Da war ich erstmal lecker Essen (für umgerechnet 5 Euro relativ teuer!), aber der frisch gepresste Papaya-Ananas-Saft mit Ingwer war eher ein Ingwersaft mit etwas Papaya und Ananas... also wirklich schrecklich scharf! Dann habe ich noch einen Buchladen gesucht und auch gefunden, aber es war wie verhext: Von 7 Harry Potter Bänden haben sie genau die 5 da, die ich schon gelesen habe - Unverschämtheit! Also habe ich mich doch für Stephen King entschieden.

So langsam wurde es dunkel und ich habe mich auf den Heimweg gemacht. Dazu musste ich erstmal quer durch die Stadt und ich darf behaupten, dass ich so langsam den Dreh raus habe, was die Orientierung in Accra angeht. Das war jetzt mal wieder ein großartiges Wortspiel, was aber höchstens die Amelie versteht (falls die meinen Blog überhaupt liest). Am nächsten Busbahnhof musste ich dann auf den Bus warten und zwar mit mehreren hundert anderen Leuten. Für einen Aussenstehenden mag das alles chaotisch aussehen, aber es bilden sich dann sogar Warteschlangen, wo man sich anstellen und auf seinen Bus warten kann bzw. muss.

Ach ja, ich möchte noch die Luftverschmutzung anmerken. Das gleiche Erlebnis hatte ich zuletzt nach SKA-P auf dem Fest, nämlich dass die Popel noch 2 Tage danach schwarz waren. Das mag sich jetzt vielleicht unappetitlich anhören, beschreibt aber wohl am anschaulichsten die Luftverhältnisse in Accra. Nicht nur, dass es unglaublich staubig und dreckig ist, sondern ich glaube es ist auch einfach schrecklich ungesund, weil überall Autos ohne Auspuff oder Katalysator rumfahren und an jeder Ecke Plastik verbrannt wird.

Mittwoch bis Freitag ist unsere zweite Fortbildung für die Lehrer und ich freue mich schon drauf, weil wir diesmal nur die Lehrer der höheren Schulen haben und dann auch mal was Anspruchsvolleres als Bruchrechnen machen können...

Sonntag, 5. September 2010

Gewinnspiel

Was unterscheidet einen erstklassigen Reise Blog von einem zweitklassigen Wurst Blog? Richtig! Bei mir koennen aufmerksame Leser auch was gewinnen:
Ich habe mir erst ueberlegt, auch eine Gewinnfrage zu stellen, aber die waere entweder zu schwer (Welches einzige afrikanische Land ausser Liberia war nie in den Sklavenhandel involviert?) oder zu leicht (wie heisst die Hauptstadt von Ghana?). Deshalb gewinnen einfach die schnellsten, was ja dann im besten Fall auch die aufmerksamsten Leser belohnt.
Zu gewinnen gibt es uebrigens eine Postkarte von mir aus Ghana! Original handgeschrieben mir und sogar ausreichend frankiert! Wie kann man nun diese Postkarte gewinnen?
Die ersten 3 Leute, die mir per Kommentarfunktion zu diesem Post ihre Adresse mitteilen sind die gluecklichen Gewinner. Das mag ganz schoen aufwendig klingen, aber ich hoffe mal, dass ihr euch davon nicht abhalten lasst. Es duerfen gerne auch 4 oder 5 Leute ihre Adressen posten, denn zum einen freut sich google und zum anderen ist ja vielleicht jemand darunter, der auch ohne Gewinnspiel eine Postkarte bekommt...
Es gibt da auch so einen speziellen Freund, dem ich frueher immer eine Karte in die Inneren Ochsenaecker 22 geschickt habe, der jetzt aber umgezogen ist, mir seine neue Adresse noch nicht mitgeteilt hat und deshalb auf ganz ordinaerem Wege an dem Gewinnspiel teilnehmen muss.


Ach ja, die Gewinner werden uebrigens per Postkarte benachrichtigt :-)


Falls ihr euch denkt: Hat der Tilman denn nichts besseres zu tun, als Gewinnspiele auf seinem Blog zu posten, dann kann ich nur antworten: Heute leider wirklich nicht, weil das Wetter zu schlecht war um an den Strand zu gehen. Naechste Woche folgen dann wieder spannendere Berichte - versprochen.

Freitag, 3. September 2010

Halbzeit

Der erste Monat ist um und somit ist auch die Haelfte meiner Zeit in Afrika vorbei. Hoechste Zeit fuer einen kleinen Rueckblick, eine Zusammenfassung und brisante Zusatzinformationen, die sonst noch nirgendwo Platz gefunden haben (z.B. das Wetter!).
Die Entwicklungshilfe hier im Fluechtlingslager war ja eigentlich erst fuer 4 Wochen geplant und die zweite Haelfte wollte ich dann durch ghana reisen. Weil die hier aber jede Hilfe dringend brauchen und ich ja auch an den Wochenenden das Land erkunden kann, habe ich meinen Aufenthalt als Freiwilliger bis zum Ende verlaengert.
An dieser Stelle sei dann auch mal Elisabeths Kollegen bei der Lufthansa gedankt, denn... Mein Visum war eigetnlich fuer 3 Monate gueltig, aber am Flughafen werden die dann doch nur fuer eine Aufenthaltsdauer von 60 Tagen gestempelt - warum auch immer. Waere ich nun also wie geplant mittags am 1. August angekommen und zaehlen wir bis zum Ende, dann waeren das 61 Tage. Um sein Visum zu verlaengern, muss man nach Accra zur Deutschen Botschaft, viel Geld zahlen und ganz viele buerokratie-quatsch-Formulare ausfuellen. Aber zum Glueck bin ich ja mit 10h Verspaetung am 2. August in Ghana angekommen und somit ist mein Visum genau bis zum 30. September gueltig. Danke Lufthansa!


Das Wetter: Wenn man an Afrika denkt, denkt man ja an brennende Sonne und viel zu heisse Tage! Zumindest dachte ich so, als ich mich auf den Weg nach Ghana gemacht habe. Die ersten Tage hat auch ab und zu mal die Sonne geschienen und es war so heiss, dass man nur mit Ventillator schlafen konnte. Aber seit gut 3 Wochen hat nur 2 Mal so richtig die Sonne geschienen. Ansonsten immer bewoelkt oder sogar Regen, was leider auch bedeutet, dass ich noch kein einziges Mal im Meer schwimmen war! Das schlimme am Regen ist nicht nur, dass es nass, matschig und rutschig ist, sondern auch dass es zum einen in meinem Zimmer einregnet und vor allem der Regen auf die Wellblechdaecher prasselt und das verdammt laut ist!

Wie ihr meinen bisherigen Blogeintraegen durch Ausschlussverfahren entnehmen konntet, bin ich hier der einzige Entwicklungshelfer. Es gab zwar einige andere am Anfang, aber die sind mittlerweile weg. Die Ghanaer und Fluechtlinge sind zwar alle sehr nett zu mir und man kann auch einiges mit ihnen unternehmen, aber es fehlen halt doch irgendwie Gleichgesinnte. Wenn man an den Strand will um sich zu sonnen und Meer und Palmen zu sehen, dann wundern sich die Leute hier einfach nur, warum man noch braeuner werden will und Palmen sehen die eh jeden Tag! Also ziehe ich dann doch oft alleine los und wenn man nicht gerade auf unfreundliche Polizisten trifft, erlebt man dabei auch viele tolle Dinge.

Aktuelle Hochrechnungen haben uebrigens ergeben, dass ich letzten Monat 100 verschiedene Tro Tros benutzt habe. Tro Tros sind diese Kleinbusse, die hier das gaengige Verkehrsmittel sind und das mag jetzt absolut belanglos klingen, aber da ich mir die Muehe gemacht habe, das zu ueberschlagen, wollte ich euch auch daran Teil haben lassen. Diese hohe Zahl laesst sich auch einfach damit erklaeren, dass ich z.B. zum naechsten Geldautomaten mehrmals umsteigen muss und man generell fuer jede noch so kurze Strecke ein Tro Tro benutzt. Der Rekord war uebrigens mit 22 Leuten in einem (ehemaligen) 9 Sitzer! Fragt mich nicht wie das ging, aber es waren auch einige Kinder an Bord.

Ich hatte ja auch schon mal das Essen bzw. das Brot angesprochen: Hier gibt es nur so Weissbrot, was die Englaender vor ein paarhundert Jahren mal mitgebracht haben. Die ersten Wochen ist es ja noch okay jeden Tag Weissbrot zum Fruehstueck zu Essen, aber nach einem Monat sehnt man sich dann doch nach nem guten deutschen Vollkornbrot. Auch wenn mein Lieblings-Fuellhorn-Vollkornbrot ca. 83 Mal teurer ist, als afrikanisches Weissbrot, so ist es doch auch mindestens 100 Mal besser! Also: geniesst euer Vollkornbrot!

Zu guter Letzt noch ein paar Worte zu den Projekten hier:
Die Schule macht Spass, ist aber auch anstrengend. Wenn man eine kleine Klasse hat und die halbwegs konzentriert sind, dann kann man viel mit denen machen. Aber wenn man eine grosse Klasse - am besten noch mit total unterschiedlichem Wissensstand - hat, dann ist es quasi unmoeglich da was sinnvolles zu unterrichten. Ausserdem geht es in der Schule sehr unorganisiert und chaotisch zu. Es gibt zwar einen Stundenplan und knapp 10 Lehrer, aber von den Lehrern ist maximal die Haelfte da und an den Stundenplan habe auch nur ich mich in den ersten Tagen gehalten... Dazu kommt, dass die Lehrer zwar koerperlich in der Schule sind, aber deshalb noch lange nicht unterrichten und ich dann an manchen Tagen der einzige bin, der sich um die Kinder kuemmert. Wir hatten dazu am Montag zwar ein Meeting und es hat sich seit dem auch ein wenig gebessert, aber wenn ich wieder weg bin, geht es wahrscheinlich genau so chaotisch weiter...
Ein weiteres Problem in der Schule ist das "Meldeverhalten" der Schueler: Am Anfang habe ich mich ja noch gefreut, dass sich so viele Schueler melden, nachdem man eine Frage stellt. Aber leider melden sich viele Schueler auch dann, wenn sie die Antwort nicht wissen oder nicht mal die Frage verstanden haben. Das ist zwar toll, um alle Schueler einzubeziehen, aber leider sehr anstrengend, weil man dann ja konsequent sein will und dem aufgerufenen Schueler dann erst noch mal die Frage stellt und dann einige Minuten auf die Antwort wartet. Auch in dem Zusammenhang sollte man das "An-die-Tafel-schreibe-Verhalten erwaehnen: Die Kinder sollen Matheaufgaben von der Tafel abschreiben und rechnen. Vor allem Multiplikation dauert lange und ich laufe waehrend dessen durch die Klasse. Wenn die ersten fertig sind, rufe ich halt jemanden auf, der seine richtigen Ergebnisse an die Tafel schreiben soll. Anstatt dann ihre Hefte mitzunehmen und die Ergebnisse abzuschreiben (was ich jedes Mal ausdruecklich sage), rechnen die das an der Tafel aufs neue... als ob die nicht glauben wollen, dass 6 mal 7 jedes Mal 42 ergibt! Ist ja ne schoene Rechenuebung, aber kostet viel Zeit!


Das naechste Projekt ist das "Mothers' Skill Training Center". Dazu habe ich noch gar nicht so viel gesagt, was hier kurz nachgeholt werden soll. Das ist auch eine Institution meiner Freiwilligenorganisation, wo alleinstehende Muetter (die meisten haben ihre Maenner waehrend dem Buergerkriegen in Liberia verloren und sind jetzt alleine mit mindestens 4 Kindern) die wichtigstens Grundlagen und Faehigkeiten lernen. Das ist vor allem Naehen und deren Produkte (Taschen, Kleider,...) werden dann im besten Fall irgendwo verkauft. Aber auf der anderen Seite lernen die Muetter da auch Lesen, Schreiben und Rechnen und hier komme ich ins Spiel. An zwei Nachmittagen die Woche unterrichte ich eine kleine Gruppe der Muetter und habe denen in den letzten Wochen die Zahlen bis 20 beigebracht und so Sachen wie groesser und kleiner als. Die Muetter sind mindestens genau so wissbegierig wie die Kinder, aber die Muetter lassen sich wenigstens nicht so schnell ablenken und mit denen kann man auch 2h am Stueck konzentriert arbeiten.
Eine andere tolle Sache bei den Muetter ist, dass wir jedes Mal zusammen beten und ich komme natuerlich jedes Mal in den Gebeten vor. Also von wegen "Danke, dass du uns diesen jungen Herren aus Deutschland geschickt hast" oder "Danke, dass du die besten Werke deiner Schoepfung mit uns teilst" oder "Danke fuer deine Gnade uns diese Hilfe zu senden". Also total krasse Sachen und ich komme mir dann immer so doof vor, will den Muettern aber auch nicht verraten, dass ich wohl eher nicht gottgewollt bin...


Das letzte grosse Projekt sind die Workshops fuer die Lehrer. Der erste Workshop war ein grosser Erfolg und wenn ich hier durchs Camp laufe, fragen mich jeden Tag mehrere Lehrer, wann denn der naechste Workshops ist. Nun ja, wir sind zur Zeit in der Planung fuer einen zweiten Workshop, aber davon werde ich mehr erzaehlen, wenn es denn so weit ist.



Es gibt noch ganz viele andere Dinge zu erzaehlen, aber ich will mir ja auch noch einige Sachen aufsparen, damit ich auch noch was zu erzaehlen habe, wenn ich wieder zurueck bin.