Dienstag, 31. August 2010

Regenwald - nur ohne Regen

Letzte Woche habe ich meinen Trip nach Koforidua geplant und mich unter anderem nach dem Wetter erkundigt. Fuer Samstag war "starker Regen" angekuendigt, weshalb ich mal meine Regenjacke eingepackt habe und voll auf Dauerregen eingestellt war. Das behalten wir jetzt mal im Hinterkopf und lauschen den weiteren Geschehnissen:

Ich fahre also Freitagmittag nach Accra, um da erstmal Geld abzuheben und dann weiter nach Koforidua zu fahren. Das Geld Abheben ist aber nicht so einfach, wenn alle mir bekannten Geldautomaten ausser Betrieb sind. Also musste ich mich nach mir unbekannten Geldautomaten umsehen (bzw. rumfragen), die obendrein auch noch VISA Karten akzeptieren. Das hat mich dann gut eine Stunde gekostet, aber am Ende konnte ich Geld abheben und dann nach Koforidua weiterfahren. Das sind gut 100km von Accra und man zahlt umgerechnet keine 2 Euro fuer die Fahrt. Durch meine Verspaetung kamen wir dann aber leider in den Berufsverkehr und haben fast 3h gebraucht...
Die Fahrt selbst war aber schoen, weil es durch die Berge und den Regenwald im Norden von Accra ging. Das einzige Problem war, dass es langsam dunkel wurde und ich noch kein Hotel hatte. Als ich in Koforidua ankam war es schon dunkel, ich hatte kein Hotel und die Karte von Koforidua mit eingezeichneten Hotels war totaler Quatsch ("Massstab stimmt nicht - Verbesserungen willkommen"). Wie ich im Nachhinein erfahren habe, gibt es in der Innenstadt gar keine Hotels, weshalb es gut war, dass mich ein Taxifahrer erstmal zu einem Hotel ausserhalb gebracht hat. Das Hotel war zwar viel zu teuer, aber von da aus bin ich dann weiter durch die Nacht geirrt. War schon etwas unheimlich, in einer komplett Fremde Stadt, im Dunkeln und ohne Hotel, aber zum Glueck habe ich dann an einer Strasse einen Wegweiser zum "Two Streams Hotel" gefunden. Das Hotel habe ich dann auch gefunden und es war eigentlich echt gut: Empfang freundlich, Zimmer mit Dusche, WC und TV nur 10 Euro die Nacht und im zweiten besichtigen Zimmer sind dann auch keine Kakerlaken mehr auf dem Boden rumgerannt, wenn man das Licht an gemacht hat. Bei dieser relativen Kakerlakenfreiheit habe ich dann auch gleich zugeschlagen und es nicht bereut.
Ich habe mich dann aber gleich auf die Suche nach was zu Essen gemacht und wurde 200m weiter die Strasse lang fuendig: eine - so genannte - Chop Bar wo eine nette Frau alles moegliche direkt an der Strasse verkauft hat. Vegetarier fanden die zwar alle komisch, aber 90% der Sachen waren sowieso vegetarisch und 80% sogar vegan. Also habe ich mich erstmal satt gegessen und Kontakte zu den Einheimischen geknuepft:
Unter anderem habe ich Del getroffen, ein netter 23 jaehriger Ghanaer, der gleich meine Telefonnummer und mein Freund sein wollte. Da ist man natuerlich erstmal skeptisch, weil Del dabei nicht der erste ist und die Haelfte davon einfach Geld will. Aber Del war wirklich nett und hat mich dann zu sich nach Hause eingeladen. Er meinte auch, dass sein Bruder ein bisschen Deutsch kann und ich ihn unbedingt kennen lernen muss. Sein 20 jaehriger Bruder Michael kann wirklich Deutsch und war auch gleich sehr nett, als ich ihn bei seinen Deutschhausaufgaben unterbrochen (und spaeter geholfen) habe. Also hatten wir noch einen netten Abend und Michael hat gemeint, dass er beim Gouthy (also englisch ausgesprochen und mit th und so...) Institut Deutsch lernt. Zum Glueck wusste ich, dass die einzige Deutsche Kultureinrichtung das Goethe Institut ist und ich habe ihn dann gleich mal verbessert und ihm erklaert, dass Goethe nicht der Gruender ist.
Ich hab den Jungs dann auch erzaehlt, dass ich am Samstag die Wasserfaelle besichtigen will und da waren die gleich begeistert und wollten mitkommen: Del war da schon mal, Michael noch nie. Also beste Voraussetzungen fuer einen Maennerausflug und so ging es Samstag frueh am Morgen los. In Nachhinein war es wirklich ein toller Zufall, dass ich die zwei getroffen habe: ich musste zwar fuer sie Bus und Eintritte zahlen, aber das bisschen Geld habe ich dadurch wieder gut gemacht, dass die zwei einfach die besten Busse, kuerzesten Wege kannten und mich vor so einigen ueberteuerten Kaeufen bewahrt haben. Um mal wieder auf den Titel zu kommen: Ich habe meine Regenjacke eingepackt, wodurch mein Rucksack ziemlich voll war, aber am Morgen sah es auch etwas bewoelkt aus.
Um den Tag zu beschreiben, brauche ich wohl noch mindestens zwei Stunden und deshalb lasse ich lieber Bilder sprechen, wenn ich irgedwann mal wieder das Glueck von schnellem Internet habe...
Zusammengefasst kann man sagen, dass es ein grossartiger Tag war, mit viel Natur, 3 sehr schoenen Wasserfaellen (da kann Triberg echt einpacken!) und einigen anderen Naturschauspielen (s.u.). Dazu sei natuerlich gesagt, dass den ganzen Tag ueber die Sonne geschienen und es nicht geregnet hat! Somit hatte ich saemtlichen Regenschutz vollkommen um sonst dabei und am Abend einen Sonnenbrand, weil ich natuerlich keine Sonnencreme dabei hatte...
Die anderen Naturschauspiele in der Naehe der Wasserfaelle waren ein grosser Felsen ("Umbrella Rock" - Samstag haette meine Oettinger-Witze niemand verstanden und jetzt fallen mir keine ein...) und eine 3 gegabelte Palme. Die zwei Sachen waren huebsch abzusehen und eindrucksvoll und obendrein auf einer tollen Rundwanderung gelegen.

1. Wasserfall
2.Wasserfall
Wir vor 2. Wasserfall
Umbrella Rock
Ich auf Umbrella Rock
3. Wasserfall
Wir vor 3. Wasserfall
Pause


Jetzt war ungefaehr 14Uhr und die zwei wollten mir noch eine andere besondere Palme zeigen. Die Palme ist nicht in die Hoehe gewachsen, sondern hat sich in grossen Kreisen auf dem Boden gewunden, bevor sie dann nach der fast 2. Umdrehung doch in die Hoehe gewachsen ist. Klang ja spannend, aber im Endeffekt hat diese Palme ein touristisches Attraktionspotential wie diese doofen Affen an der alten Bruecke in Heidelberg: Schoen wenn man ein Foto davon hat, aber man kann auch ruhig schlafen, ohne diese Dinge gesehen zu haben. Das Problem dabei und die Tatsache, warum ich 14Uhr erwaehne ist, dass die Palme weit weg war. Wir fuhren also erstmal knapp 1h Bus und dann noch 15Min Taxi, wobei sich die 15Min Taxi etwa 7Mal so lang angefuehlt haben. Das lag daran, dass man die Strasse nicht Strasse sondern... naja jedenfalls nicht Strasse nennen sollte! Hinzu kam, dass das Taxi sicherlich nicht mehr verkehrstauglich war! Also ernsthaft nicht und im Vergleich zu diesem Auto ist Yanniks Auto ein Neuwagen!

4h und 2 Fotos mit der Palme spaeter waren wir dann wieder in Koforidua und ich habe erstmal geduscht. Abends bin ich dann nochmal zu Del und Michael gegangen, ich habe Michael deutsch beigebracht (er wollte es!), sie und ihre Freunde haben versucht mit Twe (der lokale Dialekt) beizubringen und ich wurde den Haustieren vorgestellt. Ach ja und lecker gegessen habe ich wieder.
Tilman & Claudia

Del und Michael haben mich dann am Sonntag auch zum Bus gebracht und man sollte sagen, dass es Sonntagmorgen geregnet hat. Wir haben also ueber das Wetter geredet und dass wir am Samstag wirklich Glueck hatten. Wir hatten am Abend vorher ueber Religion geredet und wie immer, wenn ich keinen schlechten Eindruck hinterlassen wollte, habe ich gesagt, dass ich christlich getauft bin, aber nicht so oft in die Kirche gehe, womit die Diskussion dann meistens beendet ist (und ich nicht luegen musste). Naja auf jeden Fall meinte Michael dann, dass Gott wohl wollte, dass ich am Samstag schoenes Wetter hatte. Das fande ich toll: Nicht nur von Gott, dass ich schoenes Wetter hatte, sondern auch das Gottesbild, dass Gott den unglaeubigen Heiden ihre Wetterwuensche erfuellt - weiter so!

Alles in allem war es also ein schones Wochenende mit vielen neuen Erfahrungen und noch viel mehr Bildern, die ich vielleicht irgendwann mit euch teile :-)


Am Montag war wieder so ein langer Tag an dem ich froh war, ein Jahr bei SAP gearbeitet zu haben: Erst ein Meeting mit den Lehrern der Schule in dem wir Plaene ueberlegt haben, wie wir naechstes Schuljahr noch effizienter sein koennen und Nachmittags ein treffen mit Mr. Bah um den zweiten Workshop fuer die Lehrer zu planen. Beides sehr spannend aber auch anstrengend, weil ja alles auf englisch...

Heute habe ich dann wieder unterrichtet: Vormittags Schueler in Schule und Nachmittags Muetter im "Mothers Skill Training Center".

Falls ihr euch wundert, dass ich ja mal wieder Bilder poste: Ich habe hier ein Internetcafe mit W-Lan gefunden, wo ich meinen eigenen Laptop benutzen kann. Aber das Internet ist so schrecklich langsam, dass ich die Bilder winzig klein machen musste und fuer jedes Bild trotzdem noch 5Minuten warten musste. Also gewoehnt euch ja nicht an so viele Bilder!

Sonntag, 29. August 2010

BILD dir deine Meinung

Ich bin gerade zurueck von meinem Ausflug nach Koforidua und nutze das schnelle Internet hier inAccra umeinpaarFotos hochzuladen, bevor ich weiter nach Buduburam fahre. Leider gibt es noch keine Fotos von denWasserfaellen in Koforidua, weil die noch auf meiner Kamera sind. Ausserdemmoechte ich auch gar nicht so vielschreiben,weil die Leertaste hier irgendwie haengt!
Die meisten Bilder habe icheinfach an den passenden Stellen eingefuegt, so dass ihr alle alten Eintraege nochmalangucken muesst. AlleBilder, die sich nirgendwo einordnen lassen, poste ich einfach jetzt.

Dazu sei gesagt, dass die Fotos zwar teilweise ganz schoen sind (hoffe ich doch), aber ein Bild eben nur ein Bild ist und meine Kamaera auch nicht die beste ist. Um wirklich einen Eindruck von Ghana zu bekommen, muesst ihr schon selber hier her kommen - oder dann im Oktober meinen ausfuehrlichen Geschichten lauschen.

Erstmal ein paar Fotos von meinem ersten Trip mit Wilfred nach Accra
Universitaet - achso, steh ja da
Am Strand
Tilman am Strand
Fluss? Abwasserkanal? Muellhalde?
und noch ein paar einzelne Fotos:
Fussball ist hier halt beliebeter als Frisbee - noch!
schoener Vogel
hier Wasche ich meine eigene Waesche - per Hand!

Donnerstag, 26. August 2010

Immer der Nase nach

Diese Woche gab es nicht so viel Spannendes, wofuer sich ein eigener Blogeintrag lohnen wuerde:
1. Ich habe jeden Tag unterrichtet und kann schon immer mehr Namen. Aber in der Schule geht es wirklich chaotisch und unorganisiert zu. Deshalb haben wir am Montag auch ein treffen mit allen Beteiligten.
2. Ich habe auch die Muetter unterrichtet. Davon habe ich noch gar nicht erzaehlt, weil das aus terminlichen Gruenden auch noch nicht oft der Fall war. Hier gibt es eine "Schule" fuer alleinstehende Muetter in denen ihnen Lesen, Schreiben, Rechnen, aber auch Naehen und andere Handarbeiten beigebracht werden. Ich bin also fuer das Lesen, Schreiben und Rechnen zustaendig (wann anders mehr davon).
3. Es gab wieder viele Diskussionen ueber Religion: Eine davon im Lehrerzimmer und eine Frau hat mich dann am Ende gefragt, zu wem ich denn dann abends bete, wenn ich nicht an Gott glaube. Als ich dann gesagt habe, dass ich gar nicht bete, war sie kurz davor den Exorzisten zu rufen, um mir den Teufel auszutreiben! Aber an anderer Stelle war mein Atheismus sogar hilfreich. Ich wurde (mal wieder) um Geld angebettelt, aber diesmal von 3 unfreundlichen, frechen Jungs. Ich habe ihnen dann (mal wieder) versucht zu erklaeren, dass mein wenig Geld ihre Situation nicht grundlegend aendert/verbessert und ich deshalb grundsaetzlich kein Geld gebe, sondern lieber anders helfe. Dann hat einer von ihnen die Bibel zitiert von wegen geben ist seeliger als nehmen und mich gefragt, ob ich denn nicht an Gott glaube? Nun ja, meine Antwort hat sie so geschockt, dass sie mich in die Hoelle gewuenscht haben und von dannen gezogen sind :-)
4. Ich war beim Friseur und das war wirklich ein Erlebnis: Erst bekam ich so einen Kittel um. Als sich dann aber auch der Friseur so eine Metzgerschuertze angezogen hat, habe ich mich doch etwas an den einen Monty Python Sketch erinnert gefuehlt, aber zum Glueck waren auf dieser Schuertze beruhigend wenig Blutflecke. Das Schneiden selbst ging sehr schnell und... brutal. Die Maschine war nicht mehr die neueste, aber jetzt sind meine Haare wenigstens wieder schoen kurz (keine Angst Laura, die wachsen wieder!) und pflegeleicht.


Fuer "nicht so viel Spannendes" habe ich jetzt ja schon ganz schoen viel geschrieben - wobei das echt nicht so spannend ist. Aber ich will euch noch von etwas anderem erzaehlen - von den Geruechen Ghanas:

Jean-Baptiste Grenouille wuerde sich hier schrecklich wohl fuehlen, denn es gibt staendig neue Gerueche zu entdecken und ein Geruch ist penetranter als der naechste.
In den Staedten riecht es vor allem nach Abgasen (es riecht nicht nur danach, sondern man sieht es auch). Wenn man durch die Natur laeuft, dann riecht es nach allen moeglichen Blueten und Baeumen - manche davon riechen gut und andere stinken mehrere Meter weit! Bei manchen Pflanzen muss man echt nen Bogen machen. In meinem Gaestehaus riecht es dann im besten Fall nach Essen! Entweder ist das Essen schon fertig oder Antony kocht gerade und beides riecht richtig lecker! Es riecht nach Erdnuss, Pfeffer, Paprika, Ingwer, Knoblauch und noch 10 anderen Gewuerzen, die wahrscheinlich nicht mal nen Namen haben.
Aber das krasseste Geruchserlebnis ist der Markt: Dazu sollte ich erstmal erklaeren wie ein Markt aussieht. Es gibt einen grossen (bis sehr grossen) Platz, wo viele Frauen ihre Staende aufbauen und alles moegliche verkaufen. Diese Marktfrauen sitzen da von morgens bis abends - eben bis sie alles verkauft haben - meistens in der Prallen Sonne und ihre Waren sind natuerlich nicht gekuehlt. Bei Textilien geht das ja noch, aber auf dem Markt gibt es hier wirklich alles zu kaufen - und ich meine wirklich alles! z.B. Fische in allen Formen und Farben und wenn diese auch nur ein paar Minuten in der Sonne liegen, fangen sie an zu stinken und wenn die den ganzen Tag in der Sonne liegen, dann wuerde selbst Verleihnix die Nase ruempfen. Es stink also nach Fisch und allen moeglichen Krustentieren! Aber es gibt auch Fleisch auf dem Markt, was nach einiger Zeit auch etwas verwesen riecht. Besonders krass sind Pansen, also irgendwelche Magen-Darm-Innereien, die man hier so aufgerollt als Snack kaufen kann. Die riechen selbst morgens schon, wenn sie halbwegs frisch sind, aber im Laufe des Tages fangen sie richtig an zu stinken!
Ich habe bisher nur von schlechten Geruechen auf dem Markt erzaehlt und diese ueberwiegen leider auch, aber es gibt auch echt leckere Dinge: Der Geruch von frisch gebackenen Donuts oder Kokoschips oder gebratene Bananen - alles echt lecker! Nur das gemeine dabei ist: Wenn man ueber den Markt lauft, dann wechseln alle diese Gerueche (also leckeres Essen und stickende Tierleichen) sich staendig ab und das ist schrecklich. Im einen Moment hat man Hunger auf Kokoschips und im naechsten Moment kommt man an Ziegeninnereien vorbei...
Ich war am Dienstag auf dem grossen Markt in der naechsten Stadt, wo es auch eine Art Schlachthaus gibt und einen Platz, wo die Tiere davor "warten" muessen. Das ist ja schon schrecklich genug, aber fast noch schlimmer ist der Geruch. Es ist unbeschreiblich, aber irgendwie beissend und nach Jauche und ich muste beinahe uebergeben (wollte aber auch nicht umdrehen, weil ich der einen Frau versprochen habe, was zu kaufen, wenn ich wieder an ihrem Stand vorbeikomme). Also das war wirklich einer der kassesten Gerueche und in Zukunft werde ich einen weiten Bogen darum machen!

EDIT:
Ich hatte nicht genug Zeit und musste leider zu frueh aufhoeren. Es gaebe noch viel mehr ueber Gerueche zu erzaehlen: Muell, Muellabfuhr und vorallem Muellverbrennung, Toiletten, Abwasserkanaele und Verkehrsstaus! Aber statt dessen lieber noch ein Bild - man kann zwar nichts riechen, aber sich in etwa die hygienischen Verhaeltnisse vorstellen. Dazu sollte man sagen, dass die Nachtaktiv und Lichtscheu sind,also einfach nachts mit derTaschenlampe aufs Klo

und das ist noch eine kleine!

Was lernen wir daraus: Ghana ist wirklich vielfaeltig, was die Gerueche angeht und es gibt viel mit der Nase zu entdecken, aber vegetarische Maerkte waren nicht nu tier- sondern auch touristennasenfreundlicher.

Ich hoffe, dass ich moeglichst viele Gewuerze mit nach Deutschland nehmen kann und ihr dann auch ein paar davon probieren koennt.


Das Wochenende ueber werde ich nach Koforidua fahren. Das ist in den Bergen im Norden von Accra und das soll es mehrere schoene Wasserfaelle geben. Das heisst aber auch, dass ich am Wochenende nicht ins Internet komme, aber Naechste Woche werde ich euch dann von den Wasserfaellen erzaehlen.

Montag, 23. August 2010

Harry Potter fuer eine bessere Welt!

Warum habe ich solch eine grandiose Idee eigetnlich erst nach 3 Wochen?! Aber wie immer der Reihe nach:

Ich war Sonntag in Cape Coast. Das ist eine alte, historische Stadt, die ca. 150km von hier entfernt an der Kueste liegt. Beruehmte alte Burg, schoene Uni und langer Strand. Ausserdem war Obama vor ca. einem Jahr dort und entsprechend laufen da jetzt immer noch alle mit Obama T-Shirts rum. Ach ja, ich war uebrigens alleine da! Oh ja, alleine und obwohl ich diesmal eine Kopie meines Reisepasses dabei hatte, wurde ich von keinem Polizisten kontrolliert - Verdammt! Das ist wie wenn man nen Regenschirm dabei hat und es regnet nicht - einfach unfair!

Ich habe mich also morgens auf den Weg gemacht und dieser ist ja bekanntlich das Ziel. Auch wenn es anders klingen koennte, aber 2h lang in einem ueberfuellten Auto an der Kueste entlangfahren macht richtig Spass! Es gibt tolle Landschaften und interessante Leute zu sehen. Cape Coast selbst war auch schoen, aber anstatt euch jetzt mit einer Stadtbeschreibung zu langweilen, lade ich lieber irgendwann Bilder hoch - irgendwann.
Burg und Strand

350 Jahre alte Kanonen

vegetarisches Restaurant!

Palmen am Strand

Tilman und Palme und Meer

Kueste von Cape Coast
Das tolle hier in Ghana ist, dass es keinen Ladenschluss oder sowas gibt und ich also an einem Sonntag seelenruhig in einem Buchladen stoebern konnte, waehrend andere Leute ihre Seele in der Kirche gerettet haben. In Deutschland wuerde man sowas eher Antiquariat nennen und es gab sogar einen Bildband ueber Reich-Ranicki auf deutsch (ja, ein Bildband auf Deutsch!). Auf jeden Fall habe ich da dann auch einige Harrz Potter Buecher auf englisch gefunden und da kam mir die geniale Idee. Die Buecherausstattung in der Schule ist ja eher duerftig und die sind ueber jede Buecherspende froh, weil die dann entweder die Buecher vorlesen, oder den interessierten Kindern die Buecher ausleihen oder schenken koennen. Also kaufe ich jetzt englische Buecher, lese die erstmal selber und schenke sie dann der Schule! Klar irgendwie naheliegend, aber ich fande die Idee trotzdem innovativ genug, um sie mit euch zu teilen.
Leider hatten sie nur den Halbblutprinzen und die Heiligtuemer der Todes und obwohl ich den Orden des Phoenix noch nicht ganz gelesen habe, habe ich mir den Halbblutprinz gekauft und in einem Tag schon das erste Drittel gelesen. Weitere Buchempfehlungen duerfen aber jederzeit in der Kommentarfunktion geaussert werden.


Sieg Hufflepuff!

Samstag, 21. August 2010

Die Botschaft hoer ich wohl, allein mir fehlt der Glaube!

Und wieder mal passt ein Zitat wie die Faust aufs Auge - "Faust", kapiert?! Aber von vorne:
Freitag war der letzte Tag des Workshops und es war wohl wirklich ein grosser Erfolg! Am Ende haben wir eine Feedbackrunde gemacht, in der uns die Lehrer sagen sollten, was wir verbessern sollten und naja das einzige negative Feedback war, dass der Workshop nur 3 Tage lang ging... Es gibt zwar noch viel Arbeit in Sachen Lehrerfortbildung zu tun, aber das war immerhin mal ein Anfang und wir wollen gleich am Montag ein neues Projekt daraus machen.

Am letzten Tag habe ich also in Science ueber das Sonnensystem geredet - zumindest wollte ich das. Also habe ich angefangen von Sonne, Mond und den Planeten zu erzaehlen, aber ich kam nur sehr langsam voran, weil dauernd Zwischenfragen kamen (was ja super ist!). Unter anderem wollte ein Lehrer wissen, ob wirklich die Sonne im Mittelpunkt ist und warum sich denn dann die Sonne ueber den Himmel bewegt - zum Glueck hatte ich Globus und Taschenlampe dabei.
Aber dann kam die Frage, ob Astrophzsiker denn auch daran glauben, dass jeder Mensch seinen eigenen Stern hat. Da es im ganzen Universum aber mehr als 7Mrd. Sterne gibt, ist das mit dem eigenen Stern aber eher unwahrscheinlich. Aber dann kam gleich die naechste Frage, ob denn ein Stern auch sterben kann. Also wirklich total spannende Fragen, aber wie erklaert man das Lehrern, die nicht mal Bruchrechnen koennen? Ein Stern besteht also aus Wasserstoff und wenn man 1kg Wasserstoff und noch 1kg Wasserstoff fusioniert, bekommt man 1,99kg Helium - so ganz grob... Die uebrige Masse wird dann in Energie verwandelt (E=mc^2). Das haben die auch noch verstanden und auch, dass ein Stern dann "stirbt", wenn er irgendwann keinen wasserstoff mehr hat.
Doch dann kam die Frage: Ob denn Wissenschaftler an Gott glauben! So allgemein kann man das ja nicht beantworten und meine persoenliche Meinung wollte ich nicht sagen, weil die mich sonst alle nicht mehr ernst genommen haetten. Also habe ich ihnen von Albert Einstein erzaehlt, der glaeubiger Jude war und von vielen Phaenomenen, die man sich immer noch nicht wissenschaftlich erklaeren kann. Aber dass auf der anderen Seite gerade darin die Spannung steckt, ergruenden zu wollen, was die Welt im Innersten zusammen haelt. Dann war leider die Zeit zu Ende aber nach dem Workshop haben wir fleissig weiter diskutiert und sie mich gefragt, was denn bei diesem Urknall passiert ist und was davor war. Ich habe sie dann gefragt, was denn vor der biblischen Schoepfung war ("wuest und leer" - na toll). Wir wollten beide voneinander wissen, wie es denn mit uns in der Zukunft weiter geht und naja "Apokalpzse" ist einfacher zu erklaeren als die Friedmann-Gleichungen. Es war wirklich eine spannende Diskussion und trotz meines Englischs haben wir uns alle verstanden, aber niemand wollte der anderen Seite so recht glauben.

Der naechste Workshop traegt also den Titel "Vom Urknall bis Darwin"! Na gut, tut er nicht - aber sollte er! Ich freue mich also schon auf die naechsten Workshops und dann kann ich den Mathelehrern auch verraten, dass es Zahlen gibt, die groesser als 1.000.000 sind...

Donnerstag, 19. August 2010

Tilman teaches teachers

Zur Zeit laeuft mein erstes grossen Projekt hier: Ein Workshop fuer die gesamten Mathe- und Science-Lehrer im Camp. Wir organisieren diesen Workshop zusammen mit dem "Central Board of Eduaction" und mit meiner Organisation PCO. Alleine schon die Organisation war spannend, weil wir uns mit allen wichtigen Leuten treffen mussten, um das zu planen. Mr. Bah mit dem wir hier eng zusammen arbeiten war frueher z.B. Bildungsminister in Liberia - also echt spannende Persoenlichkeiten!

Tilman und Mr. Bah - viel netter als unsere Annette


Eigentlich unterrichte ich hier ja an einer Schule mit ca. 10Lehrern und 100 Schuelern. Aber im gesamten Fluechtlingslager gibt es ca. 500Lehrer und knapp 10000Schueler. Aber unter Lehrer duerft ihr euch jetzt keinen Universitaetsabgaenger vorstellen, sondern Lehrer darf sich hier jeder nennen, der seinen Namen schreiben und ein Stueck Kreide halten kann - und das ist leider nicht uebertrieben! Mit anderen Worten: Viele Lehrer beherrschen selbst nicht den Stoff, den sie unterrichten sollen (Beispiele unten). Ausserdem sind die Lehrer auch relativ schlechte Paedagogen, weshalb wir im Rahmen des Workshops auch Kurse zu "Schoolmanagement" und "Lesson Planning" anbieten. Der Workshop geht 3 Tage (Mittwoch bis Freitag) jeweils von 9 bis 14Uhr und es kommen ca. 50-100Lehrer.

Am Anfang hiess es, es sollte ein Refreshment Workshop sein und entsprechend habe ich mir fuer Mathe und Physik viele Themen vorgenommen, die ich ansprechen wollte. Aber die Realitaet sah erschreckend anders aus: Ich habe Grundschul- JuniorHigh- und SeniorHigh- Lehrer bei mir im Workshop, aber die wussten alle gleichwenig! Natuerlich gab es auch wenige, fuer die das wirklich eine Wiederholung war, aber fuer die meisten war das scheinbar neu. Eigentlich hatte ich mir ja so Themen wie Differentieren, Integrieren und DGLs vorgenommen, aber statt dessen haben wir erstmal einen Tag lang Bruchrechnen geuebt und heute habe ich eine Stunde lang erklaert, wie man den Mittelwert berechnet. Das macht mir natuerlich auch Spass und vor allem, wenn die Lehrer danach einzeln zu dir kommen und sich fuer das vermittelte Wissen bedanken. Aber es ist auf der anderen Seite auch frustrierend, weil man doch sieht, dass seine Arbeit ein Tropfen auf den heissen Stein ist (und stet'ger Tropfen hoehlt den Stein!^^). Natuerlich ist es schon ein toller Fortschritt, wenn man statt 20 Kinder 100 Lehrer unterrichtet, die dann ihr Wissen an 2000 Kinder weitergeben, aber wenn man sich ueberlegt, wie wenig Lehrer man damit erreicht und wie viele Lehrer trotzdem unqualifiziert sind, ist das schon ernuechternd.

Aber trotzdem ist der Workshop ein grossen Erfolg und die meisten Lehrer sind wirklich froh, dass sie die Moeglichkeit bekommen, sich fortzubilden. Ich wurde auch schon als Lektor fuer ein liberianisches Physikbuch verpflichtet: Also echt, weil einer der Rektoren arbeitet an einem Physikbuch fuer den neuen liberianischen Lehrplan und will, dass sich das mal jemand mit Unierfahrung durchliesst und so jemand ist hier schwer zu finden.
meine "Klasse"
Matheunterricht
Beweis ueber die Innenwinkelsumme im Dreieck
Gruppenfoto

Morgen ist der letzte Tag des Workshops und ich hoffe, dass ich ihnen noch den Unterschied zwischen einem Trapez und einem Parallelogramm erklaeren kann und wir dann noch genuegend Zeit fuer die Mondphasen haben :-)
Das wird sicher nicht der letzte Lehrerworkshop dieser Art, weil es macht mir Spass und den Lehrern offensichtlich auch. Das gute an Mathe und Physik ist im Uebrigen, dass man nicht so viele Vokabeln braucht, sondern vieles ueber Formeln erklaeren kann - und den Rest hat mir ja Herr Bartelmann beigebracht (to derive, arbitrary, light cone,...) Eigentlich koennte ich mich echt daran gewoehnen zu unterrichten - sogar auf Englisch und das will was heissen!

Dienstag, 17. August 2010

Astrid Lindgaehn

Heute moechte ich euch endlich mal vom Unterricht erzaehlen und ich moechte auch gleich mit der erschreckenden Erkenntnis anfangen: Die Kinder moegen Pipi Langstrumpf nicht! Heute Morgen kam der Rektor zu spaet, weshalb wir nicht an die Kreide in seinem Buero kamen. Also musste die erste Stunde improvisiert werden. Im Lehrerzimmer gibt es einige Buecher - alles moegliche ohne Ordnung und ich war heilfroh, als ich ein Pipi Langstrumpf Buch (in Taka-Tuka-Land) gefunden habe. Ich dachte mir also, dass es eine gute Idee sei, den Kindern was vorzulesen und habe denen das Buch auch gleich schmackhaft gemacht: Weltliteratur und beruehmt und jedes Kind mag das! Aber falsch! Ich bin mir sicher, dass es nicht an meinem Englisch lag, denn inhaltlich haben sie das schon alles verstanden, aber auch an den Stellen, an denen selbst ich mich zusammerreissen musste, nicht loszulachen, haben die Kinder keine Regung gezeigt! Natuerlich haben sie auf meine Nachfrage geantwortet, dass ihnen das Buch gefaellt, aber die sind wahrend dessen raus gegangen, haben geschlafen oder sich unterhalten. Also habe ich es bei dem ersten Kapitel belassen und dann hatte ich auch zum Glueck Kreide.


"Kinderbuch" - irgendwie angsteinfloessend und alle Puppen darin haben schwarze Augen
mein gespendeter Globus
Frisbeetraining - Alter, da fange ich gerade 2 Frisbees auf einmal!

Das Hauptproblem ist aber weniger ihre Abneigung gegenueber schwedischer Literatur, als vielmehr die Unorganisertheit! Es gibt zwar einen Stundenplan, aber daran haelt sich kaum jemand und wenn ich die Lehrer nicht fragen wuerde, welches Fach sie jetzt unterrichten und ob ich da mitkommen kann, wuerden sie gar nichts unterrichten! Es ist keine staatliche Schule und es ist "nur" das Ferienprogramm und die Lehrer werden nicht gut bezahlt, aber so ein gewisses Mass an Disziplin kann doch nicht schaden!
Dazu kommt noch, dass die Klassenzimmer keine Tueren haben und teilweise Durchgangsraume (!) sind. Das macht es natuerlich Kindern, Lehrern und Freiwilligen schwer sich zu konzentrieren.

Aber zum Ablauf: Es gibt 6Klassen(stufen), knapp 10 Lehrer und einen Freiwilligen. Die Kinder haben jeden Tag 3Stunden von 8bis11Uhr. Am Anfang bin ich mit den Lehrern mit in die Klassen gegangen, aber mittlerweile habe ich meine eigenen Klassen in Math und Science. In Science hat man sowieso jedes Mal ein neues Thema, aber in Mathe ist es echt schwierig: Die Lehrer haben mir am Anfang gesagt, ich solle mit der Klasse Bruchrechnen machen und zwar das Addieren von Bruechen mit unterschiedlichen Nenner. Das Problem ist nur: Die Kinder koennen nicht mal einfaches Bruchrechnen, die wussten nicht mal, was ein Bruch ist! Einige in der Klasse koennen nicht mal 3*4 rechnen! Ich habe mich dem natuerlich angepasst und fange jetzt nochmal langsam mit Multiplikation an, aber es ist echt krass, wie falsch die Lehrer das Wissen der Schueler einschaetzen.


Das Ein Mal Eins

Wenigstes geben sich die Kinder um so mehr Muehe. Wenn man eine kleine Klasse und etwas Ruhe hat, kann man denen wirklich was beibringen und die wollen auch was lernen. Man muss halt sehr langsam anfangen und versteht auch nicht immer, was die Kinder sagen, aber man gewoehnt sich an den Dialekt und auch an das Lerntempo der Kinder.

Ausserdem ist es schade, dass die Kinder nur Frontalunterricht gewohnt sind (Lehrer schreibt unkommentiert das Lehrbuch an die Tafel und Kinder muessen zum Antworten aufstehen) und nicht Gruppen- oder Projektarbeit oder sowas, aber ich gewoehne sie so langsam um. Den Sinn und Vorteil von Gruppenarbeit haben sie schon verstanden und die naechsten Woche wollen wir ein paar Prpjekte machen (Sonnenuhr, Filtration von Wasser, Karte des Camps,...).

Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass aus dieser Schule mehr rauszuholen ist und werde euch auf dem Laufenden halten!

Montag, 16. August 2010

Zur flaschen Zeit am falschen Ort

Ich glaube, dieser Spruch hat noch nie so gut gepasst wie letzten Samstag: Der Tag hat ja ganz gut angefangen: Ich bin mit dem Trotro nach Accra gefahren und habe auch alleine zum Strand gefunden. Da gab es dann auch einen alten Sklavenhandelsplatz zu besichtigen und ich habe auch die ersten Fotos gemacht. Dabei hat mich dann aber gleich der erste gefragt, warum ich hier Fotos mache und das gehe nicht, weil das mal ein Gefaengnis war. Nun gut, der Reisefuehrer hat auch gesagt, dass man mit Fotos von Staatseinrichtungen vorsichtig sein muss. Nun gut, also habe ich das Fotografieren sein gelassen, aber der Reisefuehrer wird noch wichtig: Dieser Reisefuehrer hat mir naemlich auch gesagt, dass es weiter an der Kueste entlang die "Christansborg" gibt. Angeblich auch so ein alter Sklavenhandelplatz, den sich Touristen angucken koennen. Pustekuchen, aber lest selbst:
Ich laufe also vom Unabhaengigkeitsbogen eine schoene lange Strasse zur Christansborg (die wird mit o geschrieben, weil wegen ehemals hollaendisch und so) und freu mich ueber die schoene Allee und die wenigen Leute. Zu meiner rechten war eine schoene Wiese mit "betreten verboten" und "restricted area" schildern, die natuerlich nur fuer den Rasen gelten - dachte ich. An den Christansborg angekommen hat mich gleich einer von vielen Polizisten empfangen und gefragt, was ich hier mache. Ich sagte, ich wolle die Burg sehen und er sagte, ich habe sie ja jetzt gesehen und soll wieder gehen. Nun gut, ich etwas angepisst, laufe die Strasse ein Stueck zurueck und setze mich da unter einen Baum um eine kleine Pause zu machen und hier beginnt die Geschichte: Neben mir haelt ein grosses Auto mit einem Mann darin, der mich fragt, was ich hier mache.
Phase 1: Ich dachte, dass sei ein Stadtfuerer, der mir die Stadt oder zumindest den Weg zu der naechsten Sehenswuerdigkeit zeigen will. Er sagte dann, ich soll zu ihm ans Auto kommen und als ich mit einem "Thank you" ablehnte wurde er etwas boese und sagte, das sei ein Befehl!
Phase 2: Also doch kein Touristenfuehrer, aber wer dann und was will er von mir? Er hat sich bis zum Ende nicht vorgestellt, aber wartet ab... Er wollte also meine Genehmigung sehen hier zu sein und naja mein Pass mit Visum lag in meinem Zimmer ca. 50km entfernt. Da ich dachte, es sei einfach ein besorgter Buerger, hab ich ihm mal meinen Perso gegeben. Dann wurde er aber etwas sauer, weil mein Perso nunmal kein Visum enthaelt und ich habe ihm erklaert, dass mein Visum im Gaestehaus in Buduburam ist. Ungefaehr in dem Moment habe ich dann auch die Waffe in seinem Auto gesehen. Also sie war nur relativ klein, aber so ein schicker Mann in so einem teuren Auto wird keine Spielzeugpistole neben seinem Fahrersitz haben.
Phase 3: Ich wusste also, dass ich gerade nicht so viel machen kann, ausser moeglichst nett und hoeflich zu sein, was einem aber schwerfaellt, wenn man von einem bewaffneten Mann angeschrien wird. Und ich wusste, dass der Mann sehr einflussreich ist, denn er hatte ein teures Auto, 5 Handys von denen 3 wehrend unseres Gespraeches geklingelt haben (und er ist natuerlichran gegangen). Ein Drogenboss? Der mich als Kurier fuer Drogen nach Deutschland abrichten will? Klingt verlockend - zumindest verlockender als
Phase 4: Der Mann wollte mich zur Polizei bringen, um meine Personalien und mein Visum checken zu lassen. Ich wusste aber nicht, was die Polizei dann machen wuerde und vor allem wie lange das dauern wuerde. Ausserdem wusste ich ja nicht mal, was ich falsch gemacht hatte, denn (ich habe es auch spaeter bestaetigt bekommen) man muss sein Visum nicht dauernd bei sich haben. Der Mann hatte eine Waffe und wollte mich zur Polizei bringen, ich hatte Hunger und wollte Accra besichtigen. Natuerlich hat der Mann gewonnen und ich musste zu ihm in den Wagen steigen. Ironischer Weise sind wir dann zurueck zu der Christansborg gefahren. Warum ironisch? Tja, mein Vergehen war es, dass ich in einer "restricted area" war, wo ich also nicht haette sein duerfen und anstatt dass der Mann oder schon der Polizist vorher mich aus diesem gebiet geleitet haetten, wurde ich also in die Christansborg gebracht. Die Polizisten haben dem Auto bzw. dem dicken Mann neben mir auch richtig salutiert und jeder hat ihn sehr ehrfuerchtig begruesst. Wie sich spaeter herausgestellt hat und wie ich mir in dem Moment dachte, war es ein sehr hohes Tier bei der Polizei in Accra...
Phase 5: Zum Glueck wurde ich der Polizei uebergeben und der boese Mann ist weg gefahren. Die hat dann erst mal meine Personalien aufgenommen und meinen Rucksack und Fotos angeguckt (zum Glueck nichts Verdaechtiges...) hat. Aber anstatt, dass man da einer gutaussehenden Polizeikommissarsanwaerterin die Personalien und den vorfall diktiert, musste ich das alles selber schreiben. Also schon 3 Verbrechen: Kein Visum dabei, verbotenes Gebiet und grottenschlechtes Englisch! Aber die Polizisten waren eigentlich ganz nett zu mir, nur dass ich da eigentlich immer noch nicht wusste, das ich verbrochen habe. Die haben dann auch meine Leute im Camp angerufen, welche dann natuerlich etwas schokiert waren. Zwei meiner Freunde haben sich dann auch gleich auf den Weg nach Accra gemacht (nachdem sie die Tuer zu meinem Zimmer aufgebrochen haben um an meinen Reisepass zu kommen).
Phase 6: Ich war immer noch in der Christanborg und sollte in ein Polizeirevier gebracht werden, wohin meine Freunde dann meinen Perso bringen sollen. Ich wurde also von 2 Polizisten dort hin gefahren und die waren wirklich nett: Die haben mit mir ein kleines bisschen Sightseeing gemacht und mir auch erklert, wo das Problem lag: der verbotene Wald - also die restricted area! Also habe ich ihnen versucht, meinen Reisefuehrer zu uebersetzen, aber sie meinten, dass das eigentlich Problem der dicke Mann vom Anfang war, der einfach verdammt viel Einfluss hat und will, dass ich meine Lektion lerne. Also wurde ich zur Polizei gebracht mit der Aussicht, dass ich wieder gehen kann, wenn die meinen Reisepass mit Visum gesehen haben.
Phase 7: Warten! Gegen 14Uhr war ich im Polizeirevier und meine Freudnde haben etwas gebraucht. Aber es war echt komisch: Da waren zwei Zellen (also wirklich wie im Kino so mit Metallstaeben und dunkel und dreckig) eine fuer Maenner und eine fuer Frauen. Die fuer Frauen war leer, die fuer Maenner ziemlich voll. Aber es war wirklich komisch, dass ich nicht zu den anderen (schwarzen) Maennern in die Zelle musste, sondern auf eine Bank gesetz wurde. Das war sehr viel gemuetlicher und sauberer, aber doch grotesk: Wir Weissen haben die schwarzen ueber hunderte Jahre unterdrueckt, ausgebeutet und wie Dreck behandelt und jetzt kommt so ein weisse Krimineller zur Polizei und wird hofiert und bekommt Wasser angeboten. Aber ich bin ja nicht so und habe mein restliches Brot mit den anderen Gefangenen geteilt und mich auch ganz nett mit denen unterhalten - also wirklich! Aber die Zeit war trotzdem sehr lang! An dieser Stelle danke an meinen Papa, der mich regelmaessig angerufen hat und sich warscheinlich mehr Sorgen gemacht hat, als ich mir slebst.
Phase 8: Nach 4h kamen dann meine Freunde mit meinem Reisepass und wir mussten nur noch auf den Revierchef warten - nur noch! Nach ca. 5h und einer Belehrung, wo ich in Accra hin darf und wohin nicht war ich dann wieder ein freier Mann!

Also ernsthaft: Wenn ich eine Stunde frueher oder spaeter dort gewesen waere, oder mich nicht unter diesen Baum gesetzt haette, haette es niemanden gestoert. Aber nein, ich muss ja diesem boesen, dicken Mann begegnen, der nichts besseres zu tun hat! Nun ja es war auch eine ganz nette Erfahrung und naechstes Mal nehme ich wieder Wilfred mit!

Leider habe ich aber immer noch keinen Briefkasten oder geoeffnetes Postoffice gefunden, somit muss das Gewinnspiel noch etwas auf sich warten.

Aber ich habe in Accra den Kunstmarkt fuer mich entdeckt: Kunst ist etwas uebertrieben - "schoener Kitsch fuer Touristen" trifft es besser, aber es ist echthuebsch da und nicht so viel los, wie sonst ueberall! Diese Woche widme ich mich dann mal wieder den Projekten und der Schule. Lest mehr davon die naechsten Tage.

Freitag, 13. August 2010

"They follow me down to where I go" - Hand in Hand

Die Kinder in der Schule hier sind komplett anders als deutsche Schueler: Sie sind freundlich und wollen was lernen!

Die Kinder sind wirklich richtig aufgeschlossen und begruessen neue (Aushilfs)Lehrer erstmal mit einer stuermischen Umarmung. Naja und danach weichen sie dir nicht mehr von der Seite. Also ernsthaft: Was du machst, wohin du gehst, wen auch immer du triffst, die Kinder folgen dir und wollen dabei sein. Den ersten Tag freut man sich darueber, den zweiten Tag nervt es etwas und den dritten Tag findet man ein angenehmes Mittelmass mit den Kindern, so dass sie dir nicht mehr aufs Klo folgen wollen.
Aber abgesehen davon, dass du immer eine Traube Kinder um dich rum hast, wollen sie dich auch die ganze Zeit anfassen: Deine Haare, deine Arme und alles ist neu und seltsam fuer sie. Naja und vor allem wollen sie die ganze Zeit Huckepack oder an die Hand genommen werden (Jetzt versteht ihr vielleicht auch den ziemlich cleveren Post Titel).


Ansonsten ist echt echt krass, weil zur Zeit sind ja Sommerferien und die Kinder kommen trotzdem zur Schule. Vielleicht nochmal ein paar Worte zur Schule: Normale Schulen (auch Grundschulen!) in Ghana kosten Geld und nicht alle Eltern koennen sich das leisten. Damit die Kinder (v.a. hier im Fluechtlingslager) trotzdem eine Schule besuchen koennen, wurde eben diese Schule gegruendet, die fuer Eltern und Schueler komplett kostenlos ist. Leider kuemmern sich die Eltern wenig um die Bildung der Kinder und die Kinder kommen nur sehr unregelmaessig in die Schule, weshalb eben auch ueber den Sommer ein Alternativprogrogramm angeboten wird.
Jedenfalls sind die Schueler richtig wissbegierig und freuen sich darueber, dass man sich um sie kuemmert. Am Anfang hat man zwar gegenseitig Probleme sich zu verstehen, aber man gewoehnt sich schnell an den Dialekt.
Die Arbeit mit den Kindern macht also richtig Spass und wann anders werde ich euch dann ueber das Unterrichten und die Schule an sich erzaehlen.

Morgen werde ich dann den ganzen Tag nach Accra fahren und mir mal alleine die ganzen (naja so viele sind es gar nicht) Touristenplaetze angucken. Dabei werde ich mich dann auch mal informieren, was eine Postkarte nach Deutschland kostet und ihr duerft euch dann schon mal auf ein Gewinnspiel freuen :-)

Mittwoch, 11. August 2010

Obstsalat mit Gurke

Das Essen in Ghana ist sicherlich einen eigenen Post wert. Eigentlich sogar mehrere und vor allem viele Bilder, aber dazu habe ich gerade leider nicht die Zeit und nicht die USB-Anschluesse...

Ich weiss gar nicht, wo ich anfangen soll, denn das Essen hier ist wirklich vielfaeltig: Von einfachem, schnellem Essen auf der Strasse bis hin zu leckeren 5-Gaenge-Menues. Vielleicht sollte ich zu Anfang mal sagen, dass wir hier im Gaestehaus einen eigenen Koch haben, der die meiste Zeit nur fuer mich kocht und der auch versteht, was "vegan" bedeutet. Ich bekomme also zweimal am Tag was zu Essen:
Das Fruehstueck besteht meistens aus Weissbrot und frischem Obst. An dem Weissbrot sind die Englaender schuld! Vor 300Jahren kannte man hier noch kein Brot, sondern die Englaender haben das erst her gebracht und naja, die Englaender kennen halt leider kein Vollkornbrot! Dafuer ist das Obst zum Fruehstueck um so besser: frische Ananas, Wassermelone, Orangen,... oder auch mal ein Obstsalat mit Gurke. Hat aber besser geschmeckt, als es sich anhoert!
Das Mittagessen und/oder Abendessen ist dann meistens Reis oder Spaghettie mit Gemuese. Die meisten Gemuese (bzw. eher Blaetter, Knollen, Huelsenfruechte und Schoten) kenne ich selber nicht, aber sie schmecken echt ausgezeichnet. Aber die Sachen sind verdammt scharf gewuerzt! Ja, ich bin da etwas empfindlich und ja, ich bekomme von scharfem Essen Schluckauf, aber das hier ist teilweise echt brutal. Ich gewoehne mich zwar langsam daran, aber eben nur langsam. Aber abgesehen von der Schaerfe ist das Essen mit vielen frischen Kraeutern gewuerzt.

Ansonsten kann ich nur jeden empfehlen Veganer oder zumindest Vegetarier zu werden, bevor ihr nach Ghana kommt, denn Fleisch und Fisch werden hier sehr... unhzgienisch behandelt: Auf dem Markt liegt es den halben Tag ungekuehlt in der Sonne und man isst es dann halb roh. Ausserdem werden hier wirklich alle Teile der Tiere gegessen (Krustetiere knacken so herrlich...) und das Blut kann man in kleinen Blastikbeuteln kaufen - als Erfrischung zwischendurch.

Aber was wirklich toll ist, sind die vielen Strassensnaks: Gegrillter Mais, Kokosnuss, Orangen, Geroestete Erdnuesse und vor allem solche in Fett gebackenen Hefeteig-Dinger. Das ist ne Mischung aus Berliner und Donut, schmeckt richtig lecker und kostet umgerechnet nur 15Cent! Am anfang wollte ich nicht glauben, dass die vegan sind, aber ich war einmal bei derZubereitung dabei und die haben pflanzenfett genommen und keine Milch.

Ihr seht also, dass ich nicht verhungere und euch auch ein paar schoene,scharfe Rezepte mitbringen werde. Es folgen endlich ein paar Bilder:

typisches Mittagessen 1
Fischkopfsuppe - zum Glueck nicht meine
typisches Mittagessen 2
typisches Fruehstueck
Erdnusssuppe, die Antony und ich zusammen gekocht haben


Ansonsten waren Wilfred und ich gestern in Accra an der Universitaet und am Strand! Es war zwar nicht so tolles Wetter, aber wir haben trotzdem viel gesehen und erlebt: Ich habe Baba (Forrest Gump) und Stevie (Malcolm Mittendrin) kennen gelernt! Also ernsthaft, die zwei sahen original so aus, wie die beiden Filmhelden!
Heute habe ich dann zum ersten Mal meine eigene Klasse unterrichtet: Bruchrechnen! Es ist krass, wie viel man dabei intuitiv macht und wie viel man den Kindern entsprechend erklaeren muss, aber es ist toll, wenn sie es dann irgendwann verstanden haben und selber Brueche addieren koennen "with different denominator"!
Aber das Unterrichten ist nochmal einen eigenen Post wert...

und wie es weitergeht, seht ihr nach der naechsten Maus!

Montag, 9. August 2010

Nun sag, wie hast du's mit der Religion?

Gestern war Sonntag und Tilman war in der Kirche! Oh ja!
Die Deutschen Freiwilligen haben mir geraten, einfach opportun zu sein und gar nicht erst eine Diskussion ueber Gott anzufangen. Zumindest in der ersten Woche habe ich diesen Rat befolgt und bin somit mit Wilfred in die Kirche gegangen.
Aber auch schon in der ersten Woche wurde ich mehrmals gefragt, ob ich an Gott glaube und welcher Religion ich angehoere. Irgendwie haben die noch nie was von Protestanten gehoert, also habe ich denen erstmal was ueber die boese katholische Kirche und ueber Martin Luther erzaehlt (was zum teufel heisst "Ablasshandel" auf englisch?!).

Aber die Kirche war wirklich eine seltsam Erfahrung: Der Pfarrer war eine begeisterungsfaehige Person, aber irgendwie hat er mir Angst gemacht: Er hatte zwar ein Mikrofon, hat aber trotzdem in selbiges geschrien! Ich habe nicht alles verstanden, weil er undeutlich geredet hat und ausserdem ist Gottesdienst hier sehr interaktiv, denn die Leute rufen die ganze Zeit "Amen" wenn der Pfarrer irgendwas Sinnvolles (?) gesagt hat. Aber die Themen, die ich verstanden habe, waren doch sehr fragwuerdig: Der Pfarrer hat die Leute die ganze Zeit vor dem Teufel gewarnt und ihnen gesagt, dass sie Gott gefaellig sein muessen, um in den Himmel zu kommen! Da fande ich Herr Lueninghoeners paulinische Rechtfertigungslehre schon menschenfreundlicher... Ausserdem sollten sie den mittelalterlichen "Zehnten" spenden und der Buergerkrieg in Liberia (weshalb die meisten Fluechtlinge hier sind) war Gottes strafe, weil die Leute nicht genug gebetet haben. Also wirklich alles sehr seltsam, aber die erste Woche wollte ich noch keine Diskussionen anfangen. Eigetnlich sind nur die englischen Coloniser schuld, weil die den Christlichen Galuben hier her gebracht haben und dies anscheinend ohne Ruecksicht auf die schon bestehende Kultur gemacht haben.

Aber abgesehen von dem Inhaltlichen war es wirklich lustig, weil die Stimmung ist viel besser, als in deutschen Kirchen: Man lacht, man singt, man tanzt und naja... man glaubt dem Pfarrer.

Deshalb moechte ich schliessen mit
SAPERE AUDE

Samstag, 7. August 2010

OePNV

Naja vielleicht sollte ich es lieber "Taxis, ueberfuellte Busse und die Entdeckung der Langsamkeit" nennen... Ich bin ja in den letzten Tagen schon ein bisschen rum gekommen und naja es gibt einiges zu berichten. Vor allem werde ich mich nie wieder ueber die Busse und Bahnen in Heidelberg beschweren - zumindest nicht in den naechsten 2 Monaten:

Es faengt damit an, dass es keine festen Haltestellen oder Routen fuer Busse gibt. Es gibt einfach private Vans, in denen man zu vierzehnt sitzt, obwohl sie fuer 9Personen gedacht waren (Fotos folgen irgendwann). Dann stellt man sich an den Strassenrand und signalisiert durch Handzeichen, wo man hin will. Es gibt hier wirklich so ein paar wichtige Handzeichen/Gesten die man drauf haben sollte, um von A nach B zu kommen. Dafuer sind die Fahrpreise aber relativ fix und selbst als "Tourist" muss man kaum handeln.

Generell ist das Reisen sehr billig: Fuer eine zweistuendige Fahrt zahlt man umgerechnet keinen Euro, aber dafuer ist es eng, laut und meistens kommt man nur sehr, sehr langsam voran! Obwohl zwar die meisten Leute mit oeffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, sind die Strassen hoffnunglos ueberfuellt und man steht eigentlich nur im Stau. Da dauern die 40km von Accra hier her schon mal kanpp 2h...

Aber die Ganaher sehen es nicht so eng mit der Zeit: Ich finde es wirklich jedes Mal toll, wenn wir hier die Strasse im Fluechtlingscamp ueberqueren. Es ist viel Verkehr und man muss oft warten. Es gibt auch einen kleinen Mittelstreifen, auf dem man bequem und gefahrenlos warten koennte, wenn noch Autos aus der anderen Richtung kommen. Aber Ganaher haben Spass am Warten: Man steht oft 10 Minuten am Strassenrand und wartet darauf, dass auch wirklich keine Autos von BEIDEN Seiten kommen und geht dann gemuetlich ueber die Strasse. Wirklich nichts fuer uns hektisch Europaeer.

Die Taxis sind auch anders organisiert: In Deutschland sagt man zum Taxifahrer, wo man gerne hin moechte und er faehrt einen dort hin. Hier ist es andersrum: Hier sagt einem der Taxifahrer, wo er gerne hin moechte. Also ernsthaft, man muss dann halt mehrmals umsteigen, bis man am Ziel ist, aber man gewoehnt sich daran. Den Ghanaern macht Taxi fahren anscheinend auch viel Spass: Hier ist es ueblich, dass waehrend der Fahrt Leute ein- und aussteigen, naja und manche steigen ernsthaft nur fuer 150m ein und zahlen dann auch recht viel Geld dafuer...

Fotos folgen wie gesagt irgendwann und naechste Woche erzaehle ich euch dann mal was ueber das Essen in Ghana. Oder den Strand. Oder das Wetter. Oder vielleicht ueber meine Entwicklungsarbeit. Mal gucken...

Donnerstag, 5. August 2010

Schaut mehr Fernsehen!

Vergesst Reich Ranicki und „Free Rainer“! Warum? Ich werde euch eine kleine Anekdote von meinem gestrigen Tag erzählen und hoffe, dass ihr danach gleich den PC aus macht und fleißig TV guckt:

Ich habe gestern Nachmittag mit ein paar Jungs Frisbee gespielt. Das war wirklich toll, weil die kannten den Sport noch gar nicht, sind aber wahre Naturtalente!





Meine Frisbeejungs

Es war zwar ziemlich heiß, aber einer von den Jungs war so nett und hat mir dann sogar kaltes Wasser gebracht. Die Verständigung fällt einem am Anfang etwas schwer, weil alle einen lokalen Dialekt sprechen. Ich gebe also mein bestes, die Kinder zu verstehen und sie ebenso... Aber ein Junge – James ist sein Name – hat richtig schönes Englisch gesprochen, wir haben uns gegenseitig gut verstanden und er hat dann auch zwischen mir und den anderen Jungs gedolmetscht. James hat mich dann nach dem Frisbee auch zu sich nach Hause eingeladen und mir seine zwei Schwestern und die Mutter vorgestellt. Die Schwestern saßen in einem kleinen Raum und haben Fernsehen geguckt: das war so ein Sender mit amerikanischen Spielfilmen – gerade kam Indiana Jones. Die Familie war sehr gastfreundlich und wir haben uns lange unterhalten, über die Situation im Camp und dass James später mal Künstler werden will. Ich habe dann auch die Mutter gefragt, warum James so gut Englisch spricht und ihre Mutter war so einfach wie nahe liegend: Weil er so viele englische Filme anguckt! Das fande ich echt witzig, weil er konnte echt gut Englisch und war deshalb auch einer der besten in der Schule und alles nur, weil er den halben Tag vorm Fernseher sitzt...


James und ich


Die ganze Woche haben wir meine Projekte der nächsten Woche geplant. Die Kinder haben diese Woche noch Ferien, aber es gibt viel Organisatorisches und Administratives zu erledigen. Wir haben also mit allen Verantwortlichen gesprochen und ich werde euch dann irgendwann mehr über die Projekte erzählen.


Heute bin ich mit Wilfred nach Accra gefahren und ich kann euch sagen: das war ein Erlebnis! Wir wollten nur ein paar Schulbücher kaufen, aus denen ich dann den Schülern Mathe und Physik unterrichten kann (nicht, dass ich diese Bücher nötig hätte, aber die ganzen Fachbegriffe in Englisch sind mir noch nicht so geläufig). Aber Accra ist echt krass! 80% der Zeit standen wir im Stau und die restliche Zeit haben wir uns durch Menschenmasse geschoben. Aber auch von Accra werde ich euch wann anders mehr erzählen.

Hier noch ein paar Fotos der letzten tage, weil ich gerade in einem Internetcafe bin, wo ich meinen eigenen Laptop benutzen kann:


wilde Tiere



Großfamilie

Mittwoch, 4. August 2010

Endlich mal ausschlafen!

Guten Morgen liebes Deutschland,
Ich habe mir ueberlegt, dass es nicht so sinnvoll ist euch jeden Tag einen Tagesbericht zu schreiben, denn spaetestens nach 2 Wochen wuerde das langweilig werden - und ich will euch ja investigativen Journalismus bieten und nicht langweilen!

Also gibt es jetzt in (mehr oder weniger) regelmaessigen Abstaenden thematische Berichte aus dem Leben in Buduburam:

Wie der Titel schon verraet, habe ich heute zum ersten Mal seit ca. 4 Monaten mal wieder so richtig lange geschlafen. Aber das ist hier gar nicht so einfach, denn wir haben hier CET - sind also eine Stunde nach euch, aber da es hier keine Sommerzeit gibt, sind wir effektiv 2h nach euch. Das heisst aber auch, dass es hier um 19Uhr dunkel und um 5Uhr hell wird. Entsprechend verschiebt sich auch der Tagesablauf etwas, aber man gewoehnt sich sehr schnell daran.
Mit Bildern wird es leider immer noch nichts, weil ich hier noch kein Internetcafe gefunden habe, wo ich mit meinem Laptop ins Internet kann und USB-Anschluesse haben die hier irgendwie nicht.

Falls ihr aber trotzdem einen Eindruck von dem Leben in Buduburam haben wollt, habe ich hier einen Link fuer euch: http://www.buduburam.com/

Ich habe uebrigens auch eine neue SIM-Karte fuers Handz und wenn ihr zu viel Geld habt, koennt ihr mich unter 00233/548050646 erreichen.

mein Zimmer

Montag, 2. August 2010

Mein erster Tag

Mit 10h Verspaetung bin ich dann also endlich in Accra gelandet und wurde von Wilfred abgeholt und zum Camp gebracht. Das ist ein Fluechtlingslager, ein paar Kilometer westlich von Accra und es sieht aus, wie man sich ein Fluechtlingslager vorstellt: Ueberall kleine Huetten, alle Sorten von Tieren auf den Strassen und der Muell wird einfach auf den Weg geworfen. Wir haben leider nachts niemanden mehr im Guesthouse erreicht, wo ich untergebracht bin. Deshalb hat mich Winfred gleich zu sich in seine kleine Huette eingeladen, aber durch die Simpsonsbettwaesche war mir das gleich szmpathisch!

Zum Glueck haben wir dann aber doch noch jemanden erreicht und ich konnte gleich die erste Nacht in meinem Zimmer schlafen. Das Guesthouse ist gleich an der Hauptstrasse mit Bank und Polizei in der Naehe. Ich habe ein eigenes Zimmer, sogar eine Art Bad und wir haben eigene Toiletten! Genaueres zu meiner Unterkunft und ein paar Fotos werden noch folgen, aber ich wollte vor allem von meinem ersten Tag erzaehlen:
Ich wurde um 9Uhr von Janine und Tamara geweckt. Das sind zwei Maedels aus Deutschland, die in einem anderen Haus untergebracht sind und hier schon seit einem Jahr Entwicklungshilfe machen. Uebermorgen fliegen sie wieder zurueck nach Deutschland und somit war heute ihr letzter richtiger Tag im Camp und sie haben mich erstmal ueberall mit hingenommen. die richtige organisatorische Einfuehrung kommt dann Morgen.
Wir sind dann erstmal zu der Schule gegangen, in der ich auch unterrichten werde. Auf dem weg dorthin habe ich dann zum ersten Mal das Fluechtlingslager so richtig erlebt. Der aeussere Eindruck der NAcht hat sich bestaetigt, aber die Menschen hier sind so unglaublich freundlich, froehlich und lachen einen immer an. Das ist am Anfang fast schon etwas irritierend, aber es ist wirklich toll und man fuehlt sich gleich willkommen! In der Schule war heute auch eine grosse abschiedsfeier fuer die Maedchen, die Kinder haben Gedichte aufgesagt und die Lehrer haben Reden gehalten. Klingt jetzt (bitte veryeiht mir saemtliche z-y-Verwechslungen) nicht so spannend, aber es war wirklich grossartig! Die Kinder waren am Anfang etwas schuechtern gegenueber dem neuen weissen Mann, aber das hat sich nach 2 Minuten schon gelegt und dann kamen alle Kinder zu mir, haben sich vorgestellt, wollten meine Haare anfassen und fussball spielen oder haben mich gefragt, wo ich denn herkomme. Das war wirklich toll und auch die Lehrer sind so unglaublich freundlich und haben sich richtig darueber gefreut, dass ein neuer Freiwilliger kommt. Aber das ist hier wirklich so eine offene, ehrliche Freundlichkeit. Ich werde sicher noch viel von der Schule erzaehlen und werde mal mit dem tag weiter machen:
Nachdem ich in der Schule sogar gleich zum Essen eingeladen wurde (Extrem scharf und sehr lecker!), dachte ich, dass es gar nicht mehr freundlicher geht, aber falsch! Danach sind wir naemlich zu einem anderen Projekt gegangen, wo alleinstehende Muetter Lesen, Schreiben, Rechnen aber auch Naehen, Weben, Batiken,... beigebracht bekommen. Dort war auch abschlussfeier fuer die anderen Freiwilligen und die Frauen haben uns singend und tanzend empfangen. Jeder wurde erstmal herzlich umarmt und durfte auch gleich mittanzen und mitklatschen. Das war wirklich eine tolle, lustige Stimmung und so ging es den ganzen Nachmittag weiter...

Ich koennte jetzt noch viel ueber die Schule, das Essen, die Unterkunft erzaehlen, aber heute abend ist dann die grozze abschiedspartz und davor muss ich mich nochmal kurz hinlegen...

Zusammenfassung: Mir geht es hier richtig gut, die Leute sind so unglaublich offen und gastfreundlich und die Projekte sind richtig gut!

"Ich wuensche Ihnen einen ereignislosen Flug"

Mit diesen Worten hat uns der Kapitaen begruesst, als wir das zweite Mal von Frankfurt aus gestartet sind. Das zweite Mal? Ja, Das zweite Mal:

Wir sind regulaer um 10:30 von Frankfurt aus Richtung Accra gestartet. Ich habe das Heidleberger Schloss von oben gesehen, die Alpen, das Mittelmeer und sogar schon Sardinien. Aber dann haben wir Mitten ueber dem Mittelmeer eine 180Grad-Kurve gemacht und wurden auch gleich ueber die Ursache aufgeklaert: Das Einlassventil an einer der Turbinen sei kaputt oder zumindest wuerde die Kontrollleuchte eine Fehlermeldung zeigen. Leider gibt es in Accra dieses Ersatzteil nicht und mit kaputtem Einlassventil (bzw. Kontrolleuchte) darf man nicht wieder starten, weshalb das Flugzeug dann dort gestrandet waere. Wir haben also nach knapp 2Stunden bzw. einem Viertel der Strecke umgedreht.
Weil wir dann aber beim Landen zu schwer gewesen waeren, haben wir noch Kerosin abgelassen, aber nicht etwa nur ein bisschen... Kennt ihr die Bilder der letzten Wochen vom Dreischluchtenstaudamm, wo so starke Regenfaelle waren und das Wasser da so rausgeschossen ist?! So aehnlich war das mit dem Kerosin und zwar Mitten ueber dem Mittelmeer. Das Ablassen des Kerosins hat lange gedauert, aber weil die Schweizer Luftraumsicherung das Ablassen nicht so lustig findet, haben wir noch eine Runde ueber Norditalien gedreht - die finden das wohl lsutiger. Kurz vor Frankfurt haben wir dann nochmal Kerosin abgelassen und spaetestens dabei habe ich mich dazu entschlossen, spaeter mal weit weg von jedem Flughafen zu wohnen!
Ablassen des Kerosins über Turin

unsere Flugroute in rot...

Wieder in Frankfurt gelandet mussten natuerlich erstmal alle Leute informiert werden. Als ich mein Handy angemacht habe, erreichte mich eine SMS von Elisabeth (auch Stewardess bei Lufthansa) u.a. mit folgendem Inhalt: "hoffentlich enttaeuschen dich meine Kollegen nicht!?". Enttaeuschen zwar nicht, aber der Flug in dem ich gerade sitze als ich diese Zeilen schreibe hat jetzt 6h Verspaetung. Aber das ist noch nicht genug: Der Flug sollte in Accra landen und noch nach Libreville weiterfliegen, wo die Crew dann von einer neuen Crew abgeloest wird. Weil dann aber die maximale gesetzlich zugelassene Flugzeit der Piloten ueberschritten wird, fliegen wird jetyt erst nach Libreville und dann nach Accra. Nunja, Libreville liegt nochmal eine Flugstunde suedlich von Accra...

Ich werde jetzt noch ein wenig schlafen und mich dann bald wieder melden.


Ich bin dann mit 10h Verspaetung gelandet und hatte einen tollen ersten Tag! Dazu gibt es auch schon einen Blogbericht, den ich aber erst abschreiben muesst... Leider kann ich hier auch nicht auf meine Mails zugreifen, weil die PCs hier zu langsam wir die web.de-Applications sind. Also werde ich gleich mal gucken, ob das gute, alte StudiVZ funktioniert.