Sonntag, 14. Oktober 2012

AtmosFAIR

Wie fängt man so einen Post nur an? Man will sich von Schleichwerbung distanzieren und doch gleichzeitig auf ein tolles (wenn auch kommerzielles) Projekt hinweisen. Man will unser generelles Konsum- und Reiseverhalten kritisieren und dabei nicht mit erhobenem Zeigefinger daherkommen. Man will zeigen, dass man mit seinem Geld auch gute Dinge anstellen kann und dabei nicht angeberisch wirken. Schwierig... aber immerhin der Anfang ist mir jetzt gelungen ;-)
Jedes Mal, wenn ich mich mit dem Zusammenhang von klimaschädlichen Emissionen, Klimawandel und dessen Konsequenzen beschäftige, fasse ich mir an den Kopf und frage mich, wie wir sowas nur zulassen können und uns mit unserem Konsumverhalten selbst noch daran beteiligen! Ich will mich auch gar nicht auf irgendwelche unseriösen Studien-Szenarien (von beiden Seiten!) stützen oder mit allzu konkreten und damit unglaubwürdigen Zahlen um mich werfen, sondern die Schlussfolgerungen dem gesunden Menschenverstand überlassen: Wir produzieren momentan (viel!) mehr CO2, als unsere Erde kompensieren kann, der Ausstoß nimmt exponentiell zu und wir verstärken somit den Treibhauseffekt. Gletscher und Packeisflächen sind in den letzten Jahrzehnten drastisch zurückgegangen, die Weltmeere steigen an und werden saurer, Wetterextreme wie Dürren oder Überschwemmungen nehmen zu,...
Ich könnte jetzt auch noch was über den ökologischen Fußabdruck erzählen, aber da meine Posts angeblich zu lang sind, möchte ich schnell zum Punkt kommen: Durch den Flug von Frankfurt über Brüssel nach Monrovia habe ich so viel CO2 erzeugt, wie ich im ganzen Jahr klimaneutral erzeugen dürfte. Um mein Gewissen und vor allem die Umwelt nicht ganz so stark zu belasten, habe ich diese Menge CO2 für 49€ bei Atmosfair kompensiert. Die machen damit Klimaschutzprojekte, Aufklärungsarbeit, Aufforstung und ähnliches, um CO2 einzusparen, zu vermeiden oder abzubauen.
Was will ich damit sagen? Nun, wenn Tilman einmal in zwei Jahren einen Mittelstreckenflug macht, entstehen dabei CO2-Emmissionen, deren Kompensation 49€ kostet. Wie viele Menschen fliegen aber täglich um die Welt, ohne ihre Emissionen zu kompensieren – geschweige denn, sich dafür interessieren?! Es ist so unglaublich, mit welcher Selbstverständlichkeit wir unsere Welt zerstören und unter dem Vorwand der persönlichen Freiheit zum Shoppen nach Mailand oder für einen Kurztripp in die Malediven fliegen. Ah!
Ich frage mich sowieso, weshalb es Flugverbindungen zwischen Brüssel Frankfurt gibt. Der Flug dauert zwar nur 35Minuten, aber mit Einchecken, Sicherheitskontrolle, Boarding, Warteschleife, Bus zum Terminal und Gebäck abholen kann man auch gleich den ICE nehmen, der es in knapp 3h schafft. Anstatt Glühbirnen zu verbieten, sollte man Kurzstreckenflüge verbieten, bei denen es eine mindestens halb so schnelle Alternative gibt. Und die Mitglieder des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft ( http://www.bdl.aero/de/themen-positionen/wirtschaft/luftverkehrsteuer/ ) gehören alle strafversetzt in den südamerikanischen Regenwald, um dort Bäume zu pflanzen!
Ansonsten können wir uns auch bald die 4°C Erwärmung (als realistischere Korrektur des 2°C-Ziels) abschminken.

3 Kommentare:

  1. Das heißt also: man kann Co2-Ausstoß 'kaufen', wiedergutmachen, neutralisieren??

    Gibt es einen Schuldenrechner? Wieviel kostet ein ryanair-Flug nach Portugal um 'im Reinen' zu sein =)?

    LG Judith

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  2. Am besten lässt man das CO2 natürlich gar nicht erst entstehen und muss sich somit auch nicht auf diesen Ablasshandel einlassen. Frankfurt-Porto und zurück erzeugt nur knapp eine Tonne CO2 und ist schon mit 21€ kompensiert...

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  3. "Es ist so unglaublich, mit welcher Selbstverständlichkeit wir unsere Welt zerstören"
    - es ist zum verzweifeln!

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