Der zweite Workshoptag lief schon viel
besser: Während der Schwierigkeitsgrad am ersten Tag zu hoch war,
weil ich eine andere Zielgruppe erwartet habe, habe ich heute bei
linearen Gleichungen angefangen und alle kamen mit :-) Heute waren
sogar über 40 Lehrer da und wir müssen gucken, ob wir Morgen einen
größeren Raum nehmen...
Eine Sache habe ich aber schon
festgestellt: So lange man die Gleichungen nach dem selben Schema
lösen kann, verstehen es die meisten. Wenn man das aber abstrahieren
will, denen ein kleines Gegenbeispiel zeigt oder einen
Widerspruchsbeweis führen will, versteht das fast keiner mehr. Es
gibt dieses eine Beispiel, bei dem man mit a=b startet und durch
vermeintliche Äquivalenzumformungen bei 2=1 landet, wobei man an
einer Stelle durch (a-b) geteilt hat... Es lag wohl auch nicht an
meinem Englisch (ich bekam unerwartet viel Lob...), sondern wie mir
danach ein Lehrer sagte, wird solch eine Abstraktion hier in der
Schule gar nicht verlangt. Jetzt mag sich der ein oder andere von
euch denken 'Was quält der Tilman die auch mit
Widerspruchsbeweisen?', aber ich denke, dass Mathe nicht Anwenden von
Formeln ist, sondern ein abstraktes Gedankenkonstrukt, das gewissen
formalen Regeln folgt, die verstanden und für die jeweilige
Anwendung ausgenutzt werden wollen. Natürlich darf und sollte man
die Anwendung nie aus den Augen verlieren, aber Mathe ist eben mehr
als das Auswendiglernen der binomischen Formeln. Ich gebe denen auch
immer anschauliche Beispiele, die die zusammen mit ihren Kindern
selber nachrechnen können. Heute wollen wir dann auch mit Geomatrie
anfangen und in Gruppenarbeit den Wert von Pi bestimmen, denn
Gruppenarbeit sind die auch alle nicht gewohnt und nutzen es somit im
Unterricht überhaupt nicht.
Das schönste Erlebnis war eine ältere
Lehrerin, die nach dem Workshop zu mir kam und meinte, dass sie Mathe
nie verstanden hat und auch noch nie mochte, aber ich heute ihr
Interesse wecken konnte und sie sich schon auf Morgen freut.
Vielleicht wollte sie ja auch nur irgendwas nettes sagen, aber für
solche kleinen Momente mache ich das ganze hier!
Ansonsten gibt es natürlich wieder
jede Menge zu erzählen und weil der Strom in Liberia und die Geduld
meiner Leser nicht für lange Posts reicht, hier das wichtigste in
Krüze: Demo für bessere Bildung vor der Uni, 'The police is your
friend'- und 'Ballots not bullets'- Schilder, wunderschöne,
riesengroße Schmetterlinge, Groundnut-Souce, Schulkinder die am
Workshop teilnehmen wollen, Familienfotos, philosophische Taxifahrer
(in Deutschland gibt es eher taxifahrende Philosophen^^), riesige
Papaya, angeschlagenes Knie beim Versuch vom Motorrad abzusteigen,...
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