Mittwoch, 15. September 2010

Regenwald - diesmal mit Regen

Heute gibt es mal wieder einen längeren Post, denn zum einen waren die beiden letzten Beiträge etwas kurz und zum anderen komme ich erst wieder nächste Woche dazu, einen weiteren Post zu schreiben.

Letzten Freitag wollte ich unbedingt noch ins Internet, weil mein Papa mindestens alle 3 Tage einen neuen Post von mir erwartet und sich sonst Sorgen macht - und das ist auch gut so. Das gute, schnelle Internet ist aber auf dem halben Weg nach Accra, wobei ich auf dem Hinweg noch gut in der Zeit war. Auf dem Rückweg wurde ich aber von einem muslimischen Volksfest (jemand hat mir auch den Namen gesagt, aber ich kann mir so was ja nie merken) aufgehalten, weil sie in Kasoa die gesamte Straße blockiert haben und ich dann zu Fuß weiter laufen musste. Ich bin also so schnell wie möglich nach Hause, habe meine Sachen fürs Wochenende gepackt und bin dann wieder nach Kasoa gefahren, weil ich von da einen Bus nach Cape Coast nehmen wollte. Leider war das ein längeres muslimisches Volksfest und hat auch den halben Busverkehr lahm gelegt. Somit kam es, dass ich 4h später als geplant nach Cape Coast losgehfahren bin und alles nur wegen diesen Muslimen. Wird echt mal Zeit, dass jemand ein paar Korane verbrennt, um den Muselmännern zu zeigen, dass es so nicht geht!

Die verspätete Fahrt nach Cape Coast hatte aber einen Vorteil, denn ich habe auf der Fahrt den wunderschönen Sonnenuntergang gesehen. Also wirklich wie man sich so nen Sonnenuntergang vorstellt: Ein paar Schleierwolken, eine feuerrote Sonne, ein paar Felsen in der Ferne, viele Schatten von großen, majestätischen Palmen und die Sonne ist dann senkrecht im Westen verschwunden. Leider hatte die (verspätete) Fahrt nach Cape Coast aber auch zwei Nachteile. Zum einen habe ich mal wieder so nen Bus erwischt, wo der Sitzreihenabstand kleiner als mein Oberschenkelknochen ist (die Fahrt dauert ca. 2h!) und zum anderen kam ich natürlich im Dunkeln an und hatte noch kein Hotel! Ich war zwar schon mal in Cape Coast, aber trotzdem neigt man alleine im Dunkel in einer fremden Stadt dazu, das erste Hotel zu nehmen. Zum Glück war dieses erste Hotel die "Prospect Lodge", die auch im Reiseführer gut bewertet wurde. Leider gab es dort aber nur noch die teuersten Zimmer, welches ich dann auch genommen habe. Ich hatte zwar Fernseher, Kühlschrank, Klimaanlage, WC und ne Dusche mit fließendem Wasser in meinem Zimmer, aber dafür einen leeren Geldbeutel. Also musste ich noch was zu Essen und einen Geldautomaten finden und habe mich auch gleich auf die Suche nach beidem gemacht.
Wenn man als Weißer durch eine touristische, afrikanische Stadt läuft, bleibt man aber nicht lange alleine. Wenn man Glück hat, trifft man nette Bekanntschaften und wenn man Pech hat, muss man am Ende überteuerte Souvenirs kaufen. Ich hatte Glück und habe Daniel getroffen, einen 23jährigen Ghanaer, der meinen suchenden Blick erkannt und mich zum nächsten Geldautomat gebracht hat. Das war mir am Anfang natürlich etwas suspekt, aber als er beim Abheben höflich Abstand gehalten hat, war er mir noch sympathischer als er mir sowieso schon war. Es war wirklich toll, weil er mir dann die schönen Plätze in Cape Coast gezeigt hat und wir haben zusammen leckeren "Fried Rice" gegessen. Als ich ihm erzählt habe, dass ich Samstag den Kakum National Park besuchen will, war es wie mit Michael und Del in Koforidua und er wollte natürlich gleich mitkommen. Ich wusste, dass der Eintritt dort sehr teuer sein wird, aber ich war natürlich trotzdem froh über so eine nette Reisebegleitung. Abends sind wir dann noch ans Meer gegangen und das ist ein wirklich eindrucksvolles Erlebnis, wenn man nur die Brandung hört, die gegen die steilen Felsen schlägt und einzelne Schiffe am Horizont leuchten sieht.

Eigentlich schade, dass ich mein Luxushotelzimmer nur zum Schlafen benutzt habe (und ich habe mich nach dem Duschen im Bett gewälzt, weil ich kein Handtuch hatte!), aber am nächsten Morgen bin ich schon um 7Uhr aufgestanden. Frühstück war wenigstens mit dabei und es gab Weißbrot mit Schwartau Extra Himbeer - sehr lecker! Um 8 Uhr hat mich dann Daniel abgeholt und er hat mir sogar ein Geschenk mitgebracht: So eine schöne, große, exotische Muschel, die gerade so bunt ist, dass es noch nicht kitschig ist. Leider stinkt die unglaublich nach Meer und selbst meine Socken (in welche ich sie in der zweiten Nacht eingepackt habe) konnten diesen Geruch nicht übertönen.
Ich habe mich letzte Woche natürlich über das Wetter in Cape Coast informiert und es sollte ein sonniges Wochenende ohne Regen werden. Entsprechend habe ich Sonnencreme eingepackt und meine Regenjacke zu Hause gelassen... Am Morgen war es nur etwas bewölkt, wie es immer bewölkt ist, aber das sollte sich noch ändern.
Der Nationalpark war ca. 30 Minuten von Cape Coast entfernt und ist berühmt für den "Canopy Walkway". Das sind mehrere Hängebrücken, die hoch in den Bäumen gespannt sind und von wo man sich dann den Regenwald angucken kann. Aber davor mussten wir erstmal Eintritt zahlen und zwar (umgerechnet) 50 Cent Eintritt (eher eine Art Wegzoll, dergestalt dass man da durch durfte^^), um erstmal zu dem Hauptgebäude zu kommen. Dort konnte man dann die unterschiedlichen Touren buchen. Entweder Hängebrücken oder Waldführung mit Guide oder beides. Wir haben beides genommen, was dann knapp 30 Euro gekostet hat und für afrikanische Verhältnisse und das dort Gebotene viel zu hoch ist! Ich habe ja erwartet, dass man dann selber durch den Wald spazieren kann oder von diesen Hängebrücken in aller Ruhe Tiere beobachten kann, aber das genaue Gegenteil war der Fall: In einer großen Gruppe von knapp 100 Touristen wurden wir in den Wald gebracht und durften dann über diese Hängebrücken hetzen. Wir haben das beste draus und vor allem viele Fotos gemacht, aber Tiere hat man keine gesehen und es war auch schade, dass sie unbedingt den Superlativ des höchsten Canopy Walkway haben wollten, denn somit war man über dem Blätterdach und hat halt nur grün gesehen. Das war ja auch ganz schön und in der Ferne hat man imposante Bäume gesehen, aber für den Preis war das doch eher enttäuschend.

Canopy Walkway
ganz schön hoch!
deutscher Tourist
Daniel und ich

Daniel hatte übrigens Höhenangst, aber wollte das aus Stolz oder Höflichkeit nicht zugeben. Er ist somit von einer Plattform zur nächsten gehetzt und hat dabei die anderen Touristen vor ihm weggescheucht und ermahnt, wenn sie stehen geblieben sind - zum Glück war ich hinter ihm :-)
Ich habe ja eigentlich keine Höhenangst, aber etwas mulmig wird einem dort oben schon zu Mute, denn - auch wenn sich das jetzt wie Homo Faber anhören mag - man kann sich ja ausrechnen, was für Kräfte auf so eine Hängebrücke wirken, wenn die Trageseile fast horizontal sind. Da kann man den Cosinushyperbolicus nur erahnen und wenn man dann noch mit nem dicken Amerikaner auf der gleichen Brücke steht, hat man schon Angst um die tragenden Bäume. Nach so einem Erlebnis ist man froh, dass wir unseren TÜV haben und das deutsche Hängebrücken erstmal mit 750 dicken Amerikanischen Touristen gleichzeitig getestet werden.
Die Naturführung danach war auch eher dürftig. Wir haben zwar exotische Bäume gesehen und der Ranger hat uns einiges über deren medizinische Nutzung erklärt, aber das Geld war es trotzdem nicht wert. Das schönste (und billigste) Erlebnis war dann fast noch die Kokosnuss auf dem Weg zurück zur Straße.
lecker Kokosnuss

Eigentlich hatte ich gehofft, dass man da den ganzen Tag selber durch den Dschungel wandern kann, aber statt dessen haben wir nach 2h schon alles gesehen, was es dort zu sehen gibt. Übrigens hat es bis jetzt immer noch nicht geregnet - bis jetzt! Wir haben schon auf den Bus zurück nach Cape Coast gewartet, als ich ein Schild zum "Monkey Forest" gesehen habe, der sowieso auf unserem Rückweg liegen soll. Ohne zu wissen, was uns da erwarten wird, sind wir hingefahren und Annette hat uns dort das Tor aufgemacht. Ihr dürft jetzt raten, was für eine Nationalität Annette und ihr Ehemann haben und vielleicht hilft es auch, wenn ich sagen, dass sie sehr stolz auf den Berg auf ihrem Gelände sind. Dieses sehr freundliche holländische Ehepaar ist vor 7 Jahren ausgewandert und hat eine Auffangstation für kranke und verletzte Wildtiere eingerichtet. Leider war das Areal noch nicht ganz fertig, aber die ersten Tiere gab es schon und Annette hatte sichtlich Spaß dabei, uns die Tiere zu zeigen - und wir auch! Der Name ist etwas irreführend, denn es gab quasi alle möglichen Tiere auf dem schönen Gelände.
Affe, als ich ihm die Banane gezeigt und wieder versteckt habe
Affe, als ich die Banane geschält habe
Affe, als ich ihm die Banane gegeben habe und wenn man genau hinguckt: er lächelt!
Keine zukünftige Handtasche
eine echte Meeresschildkröte

Die Gehege sind alle an einem Berg angelegt und oben auf dem Berg gab es die Schildkröten und einen kleinen Unterstand. Der Unterstand wurde wohl nur für uns dort gebaut, denn wir sind auf diesen Berg gewandert und als wir die Schildkröten besucht haben, hat es angefangen zu regnen. Wenn es in der Regenzeit im Regenwald regnet, sollte man sich ja eigentlich nicht aufregen, aber es war wirklich ein heftiger Regenschauer mit so richtig dicken Tropfen. Das Gute dabei war, dass meine Sonnencreme die Regentropfen einfach hat abperlen lassen - nicht! Das wirklich Gute war, dass Regenschauer im Regenwald nicht lange dauern und wir nach ner halben Stunde den Berg wieder verlassen konnten. Am Ende habe ich mich noch mit einem freilaufenden Affen angefreundet - dachte ich zumindest. Ich hab mich erst neben ihn gesetzt und er kam dann sogar näher und hat sich neben mich gesetzt, aber auf einmal ist er mir auf den Rücken gesprungen, hat mir Banane in die Haare geschmiert und mein ganzes T-Shirt dreckig gemacht. Doofer Affe! Aber abgesehen von diesem manierenlosen Affen war das ein tolles Erlebnis und eigentlich interessanter als dieser Nationalpark.
Daniel und ich auf dem höchsten Berg Hollands

Der Rückweg nach Cape Coast hat sich dann etwas schwierig gestaltet, weil wir keinen Bus gefunden haben, es aber fleißig weiter geregenschauert hat. Man konnte auch nicht an der Straße entlanglaufen, weil sich die Schlaglöcher mit Wasser füllen und wenn ein Auto durch fährt, während man daneben steht, wäre der Affe noch die kleinere Sauerei gewesen. Also haben wir uns in der nächsten Stadt untergestellt und auf einen Bus gewartet und gewartet und am Ende gefunden.

Zurück in Cape Coast haben wir dann erstmal was gegessen und Daniel wollte mich unbedingt seiner Familie vorstellen. "Familie" ist hier ein sehr weitläufiger Begriff und umfasst einfach alle Menschen, die gerade im Haus sind. Also sind wir zu ihm nach Hause gegangen, ich habe mich selbst allen vorgestellt und wir haben uns dann dem Horrorfilmgucken angeschlossen. Wir saßen dann da ca. eine Stunde und haben nichts geredet. Ich finde es auch schwer, ein Gespräch anzufangen, weil wenn man sich nach Familienangehörigen erkundigt, dann ist jemand an einer schweren Krankheit oder durch einen Krieg gestorben und wenn man nach der Schulbildung der Kinder fragt, beklagen sie sich, dass sie sich die Schule nicht leisten können. Naja und alle anderen Gesprächsthemen laufen am Ende meistens auf Religion oder Auswandern nach Europa hinaus. Ich habe Daniel danach auch gesagt, dass ich die Atmosphäre etwas ungesprächig fande, aber er meinte, dass er sich das Vorstellen genau so vorgestellt hat: Ich sag meinen Namen und wir gucken zusammen nen Film an. Dann war ich wenigstens beruhigt, dass ich nichts falsch gemacht habe.
Danach sind wir noch auf einen kleinen Hügel gegangen, von wo aus man einen schönen Blick über die Stadt hatte. Ich habe ein paar Fotos gemacht und wir wollten auch ein gemeinsames Foto mit Selbstauslöser machen. Also habe ich den Foto auf nen Fenstersims gestellt 3, 2, 1... KRACH! Das war jetzt etwas dramatisiert dargestellt, aber der Foto ist runtergefallen und zwar direkt mit dem ausgefahrenen Objektiv auf den Steinboden. Spätestens jetzt muss ich Laura recht geben, dass der Foto von sehr bescheidener Qualität ist, denn er ist mir zum ersten Mal runtergefallen und ja, er ist kaputt! Das Objektiv fährt weder ganz ein noch aus, er geht nicht mehr an und diese eine Verschlussklappe bewegt sich nicht mehr. Zum Glück passiert mir das erst nach 2/3 des Urlaubs, aber womit soll ich euch denn jetzt neidisch machen?! Ich weiß selbst nicht, wie ich das finden soll, denn auf der einen Seite ist es natürlich schade, dass man an die letzten 3 Woche keine digitalen Erinnerungen mehr hat. Aber auf der anderen Seite ist es auch prima, weil man jetzt die tollen Aussichten und schönen Sonnenuntergänge still für sich genießen kann und nicht daran denken muss, möglichst viele Fotos zu machen. Wir versuchen zwar Morgen den Foto reparieren zu lassen, aber ansonsten muss ich die nächsten Blogeinträge in einer bildhafteren Sprache verfassen.
Den Abend waren wir dann noch am Strand, haben dort frisch gepressten Ananassaft getrunken und Daniel hat mir mehr als 20 Mal gesagt, dass er sich ja so unglaublich freut mich kennen gelernt zu haben und dass es göttliche Fügung war und dass er mich so vermissen wird und ich sein bester Freund bin. Später haben wir dann noch eine Freundin von Daniel getroffen, die ihn fragte wie ich heiße und er wusste nicht mal meinen Namen... Das ist aber typisch für Ghana und man muss sich daran gewöhnen, dass die Leute hier so bedeutsame Worte wie "Freund", "Liebe" oder "vermissen" viel lockerer benutzen als wir. Hier liebt grundsätzlich jeder jeden, meine Nachbarin vermisst mich, wenn ich nur 3h in der Schule bin und ich bin der beste Freund von jemandem der nicht mal meinen Namen kennt.

Sonntagmorgen gingen unsere Besichtigungen dann weiter und wir haben Fort Williams in Cape Coast besichtigt. Das ist ein kleiner Vorposten auf einem Hügel, von wo aus die Engländer sehen konnten, wenn die Spanier, Portugiesen oder Holländer mal wieder versucht haben über den Landweg die Festung einzunehmen. Auf jeden Fall hatte man von dort einen großartigen Blick über das gesamte Hinterland, aber auch auf den Strand, die eigentliche Burg und die gesamte Küste. Es war richtig schön und ich wusste dabei selbst nicht, ob ich meinen Fotoapparat vermissen sollte oder nicht. Ich habe mich dann für die egoistische Variante entschieden, den Ausblick genossen und werde euch nicht daran Teil haben lassen.
Danach sind wir noch nach Elmina gefahren, was ein Fischerdorf in der Nähe von Cape Coast ist. Da gab es auch eine große Burg (diesmal portugiesisch) und einen noch größeren Fischmarkt. Leider war es an dem Tag wirklich heiß und die Fische, Krebse, Tintenfische und Muscheln lagen einfach so in der Sonne. Dabei kann ich eigentlich nur auf den Post über die Gerüche verweisen, aber es war mal wieder eine Herausforderung für meine Nase und meinen Magen...

Das war es vom Wochenende und diese Woche gibt es viel hier im Camp zu tun, weil nächste Woche das neue Schuljahr beginnt und wir davor noch einiges zu organisieren haben - mir wird also nicht langweilig.

Nächstes Wochenende (Freitag bis Montag) werde ich nach Takoradi fahren und dort in der Nähe 4 Tage in der "Green Turtle Lodge" entspannen. Das ist angeblich ein Treffpunkt für Weltreisende und Entwicklungshelfer und da gibt es schöne, billige Bungalows direkt am feinen, weißen, palmengesäumten Sandstrand! Die netten Jungs von Deichkind würden das "Urlaub vom Urlaub" nennen und das ist es eigentlich auch, weil ich nach den 7 Wochen Arbeit hier im Camp doch etwas Entspannung brauche, bevor ich den Simon wieder mit Spaghettie bekochen muss ;-)
Für euch heißt das, dass ich mich erst Mitte nächster Woche wieder melden kann, aber eine gute Nachricht habe ich am Ende noch: Morgen komme ich mal wieder zu ner Post, kann die Karten abschicken und hoffe dass sie noch vor mir ankommen.

2 Kommentare:

  1. Alter weist du eigentlich wie beschäftigt ich bin?
    Den Artikel werd ich auf jeden Fall nicht durchlesen!

    Ich glaub es hagt! lol sag ich da nur!

    Paulo versteht mich

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  2. TILLI dieser Affe ist ja wohl der Wahnsinn!!!
    Email kommt bald :-* Laura

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