Dienstag, 31. August 2010

Regenwald - nur ohne Regen

Letzte Woche habe ich meinen Trip nach Koforidua geplant und mich unter anderem nach dem Wetter erkundigt. Fuer Samstag war "starker Regen" angekuendigt, weshalb ich mal meine Regenjacke eingepackt habe und voll auf Dauerregen eingestellt war. Das behalten wir jetzt mal im Hinterkopf und lauschen den weiteren Geschehnissen:

Ich fahre also Freitagmittag nach Accra, um da erstmal Geld abzuheben und dann weiter nach Koforidua zu fahren. Das Geld Abheben ist aber nicht so einfach, wenn alle mir bekannten Geldautomaten ausser Betrieb sind. Also musste ich mich nach mir unbekannten Geldautomaten umsehen (bzw. rumfragen), die obendrein auch noch VISA Karten akzeptieren. Das hat mich dann gut eine Stunde gekostet, aber am Ende konnte ich Geld abheben und dann nach Koforidua weiterfahren. Das sind gut 100km von Accra und man zahlt umgerechnet keine 2 Euro fuer die Fahrt. Durch meine Verspaetung kamen wir dann aber leider in den Berufsverkehr und haben fast 3h gebraucht...
Die Fahrt selbst war aber schoen, weil es durch die Berge und den Regenwald im Norden von Accra ging. Das einzige Problem war, dass es langsam dunkel wurde und ich noch kein Hotel hatte. Als ich in Koforidua ankam war es schon dunkel, ich hatte kein Hotel und die Karte von Koforidua mit eingezeichneten Hotels war totaler Quatsch ("Massstab stimmt nicht - Verbesserungen willkommen"). Wie ich im Nachhinein erfahren habe, gibt es in der Innenstadt gar keine Hotels, weshalb es gut war, dass mich ein Taxifahrer erstmal zu einem Hotel ausserhalb gebracht hat. Das Hotel war zwar viel zu teuer, aber von da aus bin ich dann weiter durch die Nacht geirrt. War schon etwas unheimlich, in einer komplett Fremde Stadt, im Dunkeln und ohne Hotel, aber zum Glueck habe ich dann an einer Strasse einen Wegweiser zum "Two Streams Hotel" gefunden. Das Hotel habe ich dann auch gefunden und es war eigentlich echt gut: Empfang freundlich, Zimmer mit Dusche, WC und TV nur 10 Euro die Nacht und im zweiten besichtigen Zimmer sind dann auch keine Kakerlaken mehr auf dem Boden rumgerannt, wenn man das Licht an gemacht hat. Bei dieser relativen Kakerlakenfreiheit habe ich dann auch gleich zugeschlagen und es nicht bereut.
Ich habe mich dann aber gleich auf die Suche nach was zu Essen gemacht und wurde 200m weiter die Strasse lang fuendig: eine - so genannte - Chop Bar wo eine nette Frau alles moegliche direkt an der Strasse verkauft hat. Vegetarier fanden die zwar alle komisch, aber 90% der Sachen waren sowieso vegetarisch und 80% sogar vegan. Also habe ich mich erstmal satt gegessen und Kontakte zu den Einheimischen geknuepft:
Unter anderem habe ich Del getroffen, ein netter 23 jaehriger Ghanaer, der gleich meine Telefonnummer und mein Freund sein wollte. Da ist man natuerlich erstmal skeptisch, weil Del dabei nicht der erste ist und die Haelfte davon einfach Geld will. Aber Del war wirklich nett und hat mich dann zu sich nach Hause eingeladen. Er meinte auch, dass sein Bruder ein bisschen Deutsch kann und ich ihn unbedingt kennen lernen muss. Sein 20 jaehriger Bruder Michael kann wirklich Deutsch und war auch gleich sehr nett, als ich ihn bei seinen Deutschhausaufgaben unterbrochen (und spaeter geholfen) habe. Also hatten wir noch einen netten Abend und Michael hat gemeint, dass er beim Gouthy (also englisch ausgesprochen und mit th und so...) Institut Deutsch lernt. Zum Glueck wusste ich, dass die einzige Deutsche Kultureinrichtung das Goethe Institut ist und ich habe ihn dann gleich mal verbessert und ihm erklaert, dass Goethe nicht der Gruender ist.
Ich hab den Jungs dann auch erzaehlt, dass ich am Samstag die Wasserfaelle besichtigen will und da waren die gleich begeistert und wollten mitkommen: Del war da schon mal, Michael noch nie. Also beste Voraussetzungen fuer einen Maennerausflug und so ging es Samstag frueh am Morgen los. In Nachhinein war es wirklich ein toller Zufall, dass ich die zwei getroffen habe: ich musste zwar fuer sie Bus und Eintritte zahlen, aber das bisschen Geld habe ich dadurch wieder gut gemacht, dass die zwei einfach die besten Busse, kuerzesten Wege kannten und mich vor so einigen ueberteuerten Kaeufen bewahrt haben. Um mal wieder auf den Titel zu kommen: Ich habe meine Regenjacke eingepackt, wodurch mein Rucksack ziemlich voll war, aber am Morgen sah es auch etwas bewoelkt aus.
Um den Tag zu beschreiben, brauche ich wohl noch mindestens zwei Stunden und deshalb lasse ich lieber Bilder sprechen, wenn ich irgedwann mal wieder das Glueck von schnellem Internet habe...
Zusammengefasst kann man sagen, dass es ein grossartiger Tag war, mit viel Natur, 3 sehr schoenen Wasserfaellen (da kann Triberg echt einpacken!) und einigen anderen Naturschauspielen (s.u.). Dazu sei natuerlich gesagt, dass den ganzen Tag ueber die Sonne geschienen und es nicht geregnet hat! Somit hatte ich saemtlichen Regenschutz vollkommen um sonst dabei und am Abend einen Sonnenbrand, weil ich natuerlich keine Sonnencreme dabei hatte...
Die anderen Naturschauspiele in der Naehe der Wasserfaelle waren ein grosser Felsen ("Umbrella Rock" - Samstag haette meine Oettinger-Witze niemand verstanden und jetzt fallen mir keine ein...) und eine 3 gegabelte Palme. Die zwei Sachen waren huebsch abzusehen und eindrucksvoll und obendrein auf einer tollen Rundwanderung gelegen.

1. Wasserfall
2.Wasserfall
Wir vor 2. Wasserfall
Umbrella Rock
Ich auf Umbrella Rock
3. Wasserfall
Wir vor 3. Wasserfall
Pause


Jetzt war ungefaehr 14Uhr und die zwei wollten mir noch eine andere besondere Palme zeigen. Die Palme ist nicht in die Hoehe gewachsen, sondern hat sich in grossen Kreisen auf dem Boden gewunden, bevor sie dann nach der fast 2. Umdrehung doch in die Hoehe gewachsen ist. Klang ja spannend, aber im Endeffekt hat diese Palme ein touristisches Attraktionspotential wie diese doofen Affen an der alten Bruecke in Heidelberg: Schoen wenn man ein Foto davon hat, aber man kann auch ruhig schlafen, ohne diese Dinge gesehen zu haben. Das Problem dabei und die Tatsache, warum ich 14Uhr erwaehne ist, dass die Palme weit weg war. Wir fuhren also erstmal knapp 1h Bus und dann noch 15Min Taxi, wobei sich die 15Min Taxi etwa 7Mal so lang angefuehlt haben. Das lag daran, dass man die Strasse nicht Strasse sondern... naja jedenfalls nicht Strasse nennen sollte! Hinzu kam, dass das Taxi sicherlich nicht mehr verkehrstauglich war! Also ernsthaft nicht und im Vergleich zu diesem Auto ist Yanniks Auto ein Neuwagen!

4h und 2 Fotos mit der Palme spaeter waren wir dann wieder in Koforidua und ich habe erstmal geduscht. Abends bin ich dann nochmal zu Del und Michael gegangen, ich habe Michael deutsch beigebracht (er wollte es!), sie und ihre Freunde haben versucht mit Twe (der lokale Dialekt) beizubringen und ich wurde den Haustieren vorgestellt. Ach ja und lecker gegessen habe ich wieder.
Tilman & Claudia

Del und Michael haben mich dann am Sonntag auch zum Bus gebracht und man sollte sagen, dass es Sonntagmorgen geregnet hat. Wir haben also ueber das Wetter geredet und dass wir am Samstag wirklich Glueck hatten. Wir hatten am Abend vorher ueber Religion geredet und wie immer, wenn ich keinen schlechten Eindruck hinterlassen wollte, habe ich gesagt, dass ich christlich getauft bin, aber nicht so oft in die Kirche gehe, womit die Diskussion dann meistens beendet ist (und ich nicht luegen musste). Naja auf jeden Fall meinte Michael dann, dass Gott wohl wollte, dass ich am Samstag schoenes Wetter hatte. Das fande ich toll: Nicht nur von Gott, dass ich schoenes Wetter hatte, sondern auch das Gottesbild, dass Gott den unglaeubigen Heiden ihre Wetterwuensche erfuellt - weiter so!

Alles in allem war es also ein schones Wochenende mit vielen neuen Erfahrungen und noch viel mehr Bildern, die ich vielleicht irgendwann mit euch teile :-)


Am Montag war wieder so ein langer Tag an dem ich froh war, ein Jahr bei SAP gearbeitet zu haben: Erst ein Meeting mit den Lehrern der Schule in dem wir Plaene ueberlegt haben, wie wir naechstes Schuljahr noch effizienter sein koennen und Nachmittags ein treffen mit Mr. Bah um den zweiten Workshop fuer die Lehrer zu planen. Beides sehr spannend aber auch anstrengend, weil ja alles auf englisch...

Heute habe ich dann wieder unterrichtet: Vormittags Schueler in Schule und Nachmittags Muetter im "Mothers Skill Training Center".

Falls ihr euch wundert, dass ich ja mal wieder Bilder poste: Ich habe hier ein Internetcafe mit W-Lan gefunden, wo ich meinen eigenen Laptop benutzen kann. Aber das Internet ist so schrecklich langsam, dass ich die Bilder winzig klein machen musste und fuer jedes Bild trotzdem noch 5Minuten warten musste. Also gewoehnt euch ja nicht an so viele Bilder!

5 Kommentare:

  1. Na du hast ja richtig was zu tun da unten. Genieß die restliche Zeit - ich freue mich auf baldige persönliche Berichte!

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  2. Der Kadett ist leider inzwischen verschrottet...

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  3. Wie, verschrottet?! Aber ich bleibe dabei: "im Vergleich zu diesem Auto ist Yanniks Auto ein Neuwagen!"

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  4. Hey Tilman!

    Ich freue mich,dass du so vieles vom Land erlebst. Noch viel Spaß wünsche ich dir! :)

    Gruß
    Edem [Heidelberger aus Ghana/Ghanaer aus Heidelberg ;-)]

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  5. Hi Edem,
    schön dass auch du meinen Blog gefunden hast und für dich ist es ja sicher besonders interessant zu sehen, was ich hier so alles erlebe und wie ich mich in Ghana so anstelle. Viele Grüße, Tilman

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