Donnerstag, 19. August 2010

Tilman teaches teachers

Zur Zeit laeuft mein erstes grossen Projekt hier: Ein Workshop fuer die gesamten Mathe- und Science-Lehrer im Camp. Wir organisieren diesen Workshop zusammen mit dem "Central Board of Eduaction" und mit meiner Organisation PCO. Alleine schon die Organisation war spannend, weil wir uns mit allen wichtigen Leuten treffen mussten, um das zu planen. Mr. Bah mit dem wir hier eng zusammen arbeiten war frueher z.B. Bildungsminister in Liberia - also echt spannende Persoenlichkeiten!

Tilman und Mr. Bah - viel netter als unsere Annette


Eigentlich unterrichte ich hier ja an einer Schule mit ca. 10Lehrern und 100 Schuelern. Aber im gesamten Fluechtlingslager gibt es ca. 500Lehrer und knapp 10000Schueler. Aber unter Lehrer duerft ihr euch jetzt keinen Universitaetsabgaenger vorstellen, sondern Lehrer darf sich hier jeder nennen, der seinen Namen schreiben und ein Stueck Kreide halten kann - und das ist leider nicht uebertrieben! Mit anderen Worten: Viele Lehrer beherrschen selbst nicht den Stoff, den sie unterrichten sollen (Beispiele unten). Ausserdem sind die Lehrer auch relativ schlechte Paedagogen, weshalb wir im Rahmen des Workshops auch Kurse zu "Schoolmanagement" und "Lesson Planning" anbieten. Der Workshop geht 3 Tage (Mittwoch bis Freitag) jeweils von 9 bis 14Uhr und es kommen ca. 50-100Lehrer.

Am Anfang hiess es, es sollte ein Refreshment Workshop sein und entsprechend habe ich mir fuer Mathe und Physik viele Themen vorgenommen, die ich ansprechen wollte. Aber die Realitaet sah erschreckend anders aus: Ich habe Grundschul- JuniorHigh- und SeniorHigh- Lehrer bei mir im Workshop, aber die wussten alle gleichwenig! Natuerlich gab es auch wenige, fuer die das wirklich eine Wiederholung war, aber fuer die meisten war das scheinbar neu. Eigentlich hatte ich mir ja so Themen wie Differentieren, Integrieren und DGLs vorgenommen, aber statt dessen haben wir erstmal einen Tag lang Bruchrechnen geuebt und heute habe ich eine Stunde lang erklaert, wie man den Mittelwert berechnet. Das macht mir natuerlich auch Spass und vor allem, wenn die Lehrer danach einzeln zu dir kommen und sich fuer das vermittelte Wissen bedanken. Aber es ist auf der anderen Seite auch frustrierend, weil man doch sieht, dass seine Arbeit ein Tropfen auf den heissen Stein ist (und stet'ger Tropfen hoehlt den Stein!^^). Natuerlich ist es schon ein toller Fortschritt, wenn man statt 20 Kinder 100 Lehrer unterrichtet, die dann ihr Wissen an 2000 Kinder weitergeben, aber wenn man sich ueberlegt, wie wenig Lehrer man damit erreicht und wie viele Lehrer trotzdem unqualifiziert sind, ist das schon ernuechternd.

Aber trotzdem ist der Workshop ein grossen Erfolg und die meisten Lehrer sind wirklich froh, dass sie die Moeglichkeit bekommen, sich fortzubilden. Ich wurde auch schon als Lektor fuer ein liberianisches Physikbuch verpflichtet: Also echt, weil einer der Rektoren arbeitet an einem Physikbuch fuer den neuen liberianischen Lehrplan und will, dass sich das mal jemand mit Unierfahrung durchliesst und so jemand ist hier schwer zu finden.
meine "Klasse"
Matheunterricht
Beweis ueber die Innenwinkelsumme im Dreieck
Gruppenfoto

Morgen ist der letzte Tag des Workshops und ich hoffe, dass ich ihnen noch den Unterschied zwischen einem Trapez und einem Parallelogramm erklaeren kann und wir dann noch genuegend Zeit fuer die Mondphasen haben :-)
Das wird sicher nicht der letzte Lehrerworkshop dieser Art, weil es macht mir Spass und den Lehrern offensichtlich auch. Das gute an Mathe und Physik ist im Uebrigen, dass man nicht so viele Vokabeln braucht, sondern vieles ueber Formeln erklaeren kann - und den Rest hat mir ja Herr Bartelmann beigebracht (to derive, arbitrary, light cone,...) Eigentlich koennte ich mich echt daran gewoehnen zu unterrichten - sogar auf Englisch und das will was heissen!

1 Kommentar:

  1. Aber können dann wenigstens die Lehrer ihre Namen tanzen? Jetzt scheiß doch bitte mal auf die Trapeze dieser Welt und bring denen was bei, was ihnen auch im Alltag weiterhilft?
    Folgendes Szenario:

    Ein ungepflegter, junger, weißer Mann sitzt unter einem Baum in einem Stadtteil, wo er eigentlich garnicht sein sollte. Verdächtig!

    Der selbe Mann tanzt seinen Namen unter einem Baum (an dieser Stelle könnte man den Baum auch noch umarmen. Das ist aber optional). Völlig harmlos.

    Außerdem kaufe ich dir für jedes Youtube-Video in dem 50-100 ganaaische (?!) Mathelehrer ihre Namen tanzen einen Kasten Bionade!

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