Dienstag, 17. August 2010

Astrid Lindgaehn

Heute moechte ich euch endlich mal vom Unterricht erzaehlen und ich moechte auch gleich mit der erschreckenden Erkenntnis anfangen: Die Kinder moegen Pipi Langstrumpf nicht! Heute Morgen kam der Rektor zu spaet, weshalb wir nicht an die Kreide in seinem Buero kamen. Also musste die erste Stunde improvisiert werden. Im Lehrerzimmer gibt es einige Buecher - alles moegliche ohne Ordnung und ich war heilfroh, als ich ein Pipi Langstrumpf Buch (in Taka-Tuka-Land) gefunden habe. Ich dachte mir also, dass es eine gute Idee sei, den Kindern was vorzulesen und habe denen das Buch auch gleich schmackhaft gemacht: Weltliteratur und beruehmt und jedes Kind mag das! Aber falsch! Ich bin mir sicher, dass es nicht an meinem Englisch lag, denn inhaltlich haben sie das schon alles verstanden, aber auch an den Stellen, an denen selbst ich mich zusammerreissen musste, nicht loszulachen, haben die Kinder keine Regung gezeigt! Natuerlich haben sie auf meine Nachfrage geantwortet, dass ihnen das Buch gefaellt, aber die sind wahrend dessen raus gegangen, haben geschlafen oder sich unterhalten. Also habe ich es bei dem ersten Kapitel belassen und dann hatte ich auch zum Glueck Kreide.


"Kinderbuch" - irgendwie angsteinfloessend und alle Puppen darin haben schwarze Augen
mein gespendeter Globus
Frisbeetraining - Alter, da fange ich gerade 2 Frisbees auf einmal!

Das Hauptproblem ist aber weniger ihre Abneigung gegenueber schwedischer Literatur, als vielmehr die Unorganisertheit! Es gibt zwar einen Stundenplan, aber daran haelt sich kaum jemand und wenn ich die Lehrer nicht fragen wuerde, welches Fach sie jetzt unterrichten und ob ich da mitkommen kann, wuerden sie gar nichts unterrichten! Es ist keine staatliche Schule und es ist "nur" das Ferienprogramm und die Lehrer werden nicht gut bezahlt, aber so ein gewisses Mass an Disziplin kann doch nicht schaden!
Dazu kommt noch, dass die Klassenzimmer keine Tueren haben und teilweise Durchgangsraume (!) sind. Das macht es natuerlich Kindern, Lehrern und Freiwilligen schwer sich zu konzentrieren.

Aber zum Ablauf: Es gibt 6Klassen(stufen), knapp 10 Lehrer und einen Freiwilligen. Die Kinder haben jeden Tag 3Stunden von 8bis11Uhr. Am Anfang bin ich mit den Lehrern mit in die Klassen gegangen, aber mittlerweile habe ich meine eigenen Klassen in Math und Science. In Science hat man sowieso jedes Mal ein neues Thema, aber in Mathe ist es echt schwierig: Die Lehrer haben mir am Anfang gesagt, ich solle mit der Klasse Bruchrechnen machen und zwar das Addieren von Bruechen mit unterschiedlichen Nenner. Das Problem ist nur: Die Kinder koennen nicht mal einfaches Bruchrechnen, die wussten nicht mal, was ein Bruch ist! Einige in der Klasse koennen nicht mal 3*4 rechnen! Ich habe mich dem natuerlich angepasst und fange jetzt nochmal langsam mit Multiplikation an, aber es ist echt krass, wie falsch die Lehrer das Wissen der Schueler einschaetzen.


Das Ein Mal Eins

Wenigstes geben sich die Kinder um so mehr Muehe. Wenn man eine kleine Klasse und etwas Ruhe hat, kann man denen wirklich was beibringen und die wollen auch was lernen. Man muss halt sehr langsam anfangen und versteht auch nicht immer, was die Kinder sagen, aber man gewoehnt sich an den Dialekt und auch an das Lerntempo der Kinder.

Ausserdem ist es schade, dass die Kinder nur Frontalunterricht gewohnt sind (Lehrer schreibt unkommentiert das Lehrbuch an die Tafel und Kinder muessen zum Antworten aufstehen) und nicht Gruppen- oder Projektarbeit oder sowas, aber ich gewoehne sie so langsam um. Den Sinn und Vorteil von Gruppenarbeit haben sie schon verstanden und die naechsten Woche wollen wir ein paar Prpjekte machen (Sonnenuhr, Filtration von Wasser, Karte des Camps,...).

Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass aus dieser Schule mehr rauszuholen ist und werde euch auf dem Laufenden halten!

2 Kommentare:

  1. Können die Kinder ihre Namen tanzen?!

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  2. Noch nicht, aber an sowas denke ich ernsthaft, weil ich oft Klassen habe mit Kindern von 6 bis 14 Jahren und mit denen kann man ja keinen richtigen Unterricht machen.
    Am Montag gibts also Namentanzen!

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